Impuls von Senatorin Elke Breitenbach: Gute Arbeit 4.0 für Berlin
Für Senatorin Elke Breitenbach ist klar: Arbeit 4.0 muss gute Arbeit sein - sicher, gesund und fair vergütet. Wie sie die Rahmenbedingungen dafür gestalten will, lesen Sie in ihrem Auftaktbeitrag zum Online-Dialog "Arbeit 4.0 - made in Berlin".
"Apps, Clouds, Roboter: Begriffe wie diese rufen in den Köpfen der Menschen ganz unterschiedliche Bilder hervor. Die einen sehen spannende Innovationen, eine kreative Start-Up-Szene, eine dynamische Berliner Wirtschaft 4.0 in der digitalen Hauptstadt Berlin. Andere denken dabei eher an ungesteuerte Automatisierung, an Maschinen, die ihnen die Arbeit wegnehmen, an das Risiko, soziale und arbeitsrechtliche Errungenschaften zu verlieren. Und sie fürchten, diesen Prozessen schutzlos ausgeliefert zu sein.
Beide Vorstellungen haben einen wahren Kern. Tatsächlich gehen mit der Digitalisierung sowohl Chancen als auch Risiken einher. Gewinnen oder unter die Räder kommen – das dürfen aber auch in einer digitalisierten Welt keinesfalls die Alternativen sein.
Für den Berliner Senat heißt das: Auch Arbeit 4.0 muss sich an den Kriterien für gute Arbeit messen lassen. Sie muss sicher, gesund und fair vergütet sein, mit Familie, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Privatleben vereinbar sein. Sie muss errungene Schutzrechte für Beschäftigte bei Fragen der Arbeitszeit, dem Arbeitsschutz oder der Mitbestimmung sichern. Dieses Leitbild guter Arbeit ist auch in Berlin in der Koalitionsvereinbarung verankert und damit Grundlage der Arbeit des Senats.
Für mich bedeutet das ganz konkret: Vor der eigenen Haustür anfangen und die Berliner Verwaltung als Arbeitgeber zum Vorreiter guter Arbeit machen, auch bei der digitalen Arbeit. Und: Ich werde alles daran setzen, dass die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort, welche durch die Digitalisierung möglich wird, nicht zu einer Aufweichung des Arbeitsschutzes und der Arbeitszeitgrenzen führt. Für neue Arbeitsformen müssen wir passende Formen der sozialen Absicherung und der Mitbestimmung entwickeln.
Gute Arbeit ist ein Gestaltungsauftrag für viele Partnerinnen und Partner. Deshalb binden wir mit dem Dialogprozess „Arbeit 4.0 – made in Berlin“ Expertinnen und Experten aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft, Bildung sowie Sozial- und Wirtschaftsverbänden ein. Menschen, die sonst nur wenig miteinander zu tun hätten, teilen ihre Ideen, Lösungsansätze und Erfahrungen. Und profitieren gemeinsam von Beispielen guter Praxis. Einige Ergebnisse des Dialogprozesses sind bereits in die Berliner Politik eingeflossen; etwa in die Smart-City-Strategie oder das neue Einstein-Center „Digital Future“, in dem es auch eine Professur zum Thema „Arbeit 4.0“ gibt oder unser Modellprojekt für digitale Zusatzkompetenzen in der Aus- und Weiterbildung, das wir gemeinsam mit dem ABB Ausbildungszentrum Berlin auf den Weg gebracht haben.
Im Jahr 2017 wird sich der Dialogprozess auf die digitalen Kompetenzen konzentrieren. Denn ohne gute digitale Bildung keine gute digitale Arbeit. Digitale Kompetenzen sind viel mehr als nur ein Zuwachs an Wissen. Erst sie befähigen Menschen, sich souverän in einer digitalen (Arbeits-)Welt zu bewegen – und dort den Wandel mitzugestalten, statt diesem ausgeliefert zu sein.
In den kommenden Wochen möchten wir im Rahmen eines Online-Dialogs gemeinsam mit Ihnen ein Grundlagenpapier „Digitale Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung“ entwickeln. Wie schaffen wir in Berlin die richtigen Angebote für lebensbegleitendes Lernen? Wie nehmen wir Menschen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen mit und wirken einer digitalen Spaltung entgegen? Wie verankern wir digitale Elemente in der Aus- und Weiterbildung? Und wie werden Berufsprofile einerseits individuell, andererseits vergleichbar?
Nutzen Sie die Gelegenheit, um Ihre Erfahrungen, Fragen, Bedenken, Ideen und Praxisbeispiele einzubringen. Und tragen Sie als Teil des Netzwerks dazu bei, digitale Arbeit als gute Arbeit zu gestalten.“
Jetzt sind Sie gefragt: Welche Angebote der Aus- und Weiterbildung nutzen Sie – und warum? Lehren Sie vielleicht an einer Berufsschule und haben Erfahrungen mit dem Einsatz digitaler Lehrmitteln gemacht? Welche Ansätze kennen Sie, arbeitsmarktferne Menschen mit Hilfe digitaler Angebote für die Weiterqualifikation zu motivieren? Welche Hindernisse sehen Sie bei der Integration digitaler Kompetenzen in die Aus- und Weiterbildung, welche Lösungsmöglichkeiten?
Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.