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Bewohner_innenintitative: Mehrgenerationenwohnen in einer Wahlfamilie, Toleranz, Diversität und soziales Engagement

Wohngebäude im Georg-Knorr-Park Soziale Infrastruktur zukünftige Nutzer*in

Berlin ist eine bunte und lebendige Stadt, die viel verspricht: (Fast) unbegrenzt wirkende Möglichkeiten, eine Vielfalt an Kulturen und Lebensentwürfen, Aufbruchsstimmung, ein Umfeld von Diversität und Toleranz bieten ein Experimentierfeld zur Gestaltung von alternativen Lebensentwürfen und dem sich-hinein-denken in emanzipatorischen Ideale und Utopien.

In Berlin bilden sich soziale Gruppen und gemeinschaftssuchende Menschen, die miteinander leben wollen. Häufig ziehen diese Gruppen im Verlauf ihres Prozesses raus aus Berlin auf die die grüne Wiese. Was in Berlin beginnt, bleibt leider nicht erhalten.

Natur, günstige Immobilienpreise und Platz für viele Menschen sind die Argumente für die “Stadtflucht”. Berlin selbst wird dadurch ein Stück ärmer an Vielfalt, sozialem Engagement und Buntheit.

Fazit: Es fehlt an Orten, wo Demokratie und Toleranz in einem diversitätsoffenen Wohnumfeld sich mit gesellschaftspolitischen, realistischen Zielen verbinden lassen.

 

Ziel unserer Initiative ist ein Pilotprojekt, das gemeinschaftliche, alternative Lebensentwürfe, urbanes Wohnen und Arbeiten in Berlin und soziale Umsetzbarkeit miteinander verbindet. Der gesellschaftlich wertvolle Impuls, sich für eine sozial gerechterere Welt zu engagieren sowie der daraus folgende Aktionismus soll konstruktiv sein und nicht von Systemgegnern zweckentfremdet werden (können). Ältere und jüngere Generationen sollen gleichermaßen angesprochen werden.

 

Um das zu erreichen, wollen wir einen Verein gründen, der ein Stadtteilbüro als Anlaufstelle zur Vernetzung und für soziales Engagement betreibt bzw. Räumlichkeiten in Kooperation mit vorhandenen Organisationen nutzt.

Neben dem sozialen Engagement für den Stadtteil verfolgt der Verein folgende

Ziele:

 

  • Gründung eines gemeinschaftlichen Wohnprojekts im Wohnquartier Georg-Knorr-Park mit besonderem Schwerpunkt auf der Förderung polyamorer, LGBTQI*-freundlicher, verbindlicher Beziehungs- und (Wahl)Familienformen, in denen Menschen mehrerer Generationen langfristig füreinander einstehen und gegenseitige Verantwortung übernehmen

  • Engagement für eine nachhaltige, demokratiefreundliche, emotional und sozial gesunde Gesellschaft

  • Entstehung und Förderung einer gesunden, konstruktiven Kommunikationskultur seiner Mitglieder

  • Kultur der konstruktiven Entscheidungsfindung im Konsent

  • Unterstützung der Polyamorie und LGBTQI+-Community durch soziale Treffpunkte, Selbsthilfeangebote, Austausch und Vernetzung

  • Förderung des Zusammenlebens und der Verständigung zwischen verschiedenen kulturellen, sozialen sowie sexuellen Identitäten, Abbau von “Othering” und Diskriminerung durch kulturelle Angebote sowie Aufklärungs- und Bildungsangebote

  • Vernetzung mit bestehenden Akteur_innen im Stadtteil (beispielhaft Circus Cabuwazi, das Kinder- und Jugendbeteiligungsbüro, Naturerlebnis am Kienberg, LesLeFam u.a.)

  • Entwicklung eines Qualitätsmanagements und Evaluation beispielsweise in Kooperation mit der Alice-Salomon-Hochschule, Umsetzung von Forschungsdesigns von Studierenden der Sozialen Arbeit

 

Ideen zur konkreten Umsetzung als Bewohner_inneninitiative:

 

  • Vermittlung ehrenamtlicher Tätigkeit in Kooperation mit der geplanten KiTa und dem Jugendzentrum (z.B. Elternkurse, Kinderbetreuungsbörse, “Bunter Abend” mit kulturellen Angeboten von Jugendlichen für alle Bewohner_innen etc.)

  • gemeinsam gestalteter Innenhof, Bildung für nachhaltige Entwicklung im urbanen Raum (Gemeinschaftsbeete, grüne Sitzgruppen, Elemente der Erlebnispädagogik im Outdoorbereich, grünes Klassenzimmer ... )

  • Nachbarschaftscafe, Second-Hand-Shop

  • Do-it-yourself-Werkstatt (Kreativraum, Upcycling, Reparaturen z.B. von Fahrrädern, Lernort/Erfahrungsraum zur gegenseitigenWissensvermittlung und zum selbstorganisiertem Lernen)

  • Räume zur kulturellen Bildung: ein Proberaum für Bands und Musiker, Atelier, Theaterbühne für theaterpädagogische Arbeit, Club mit Kulturangeboten etc.

  • Veranstaltungsräume für pädagogische Gruppenarbeit,

 

 

 

Motive zur Gründungsinitiative:

 

Viele der Wohnprojekte in und außerhalb Berlins organisieren sich über das Mietshäusersyndikat oder bestehen aus privat organisierten WG´s. Innerhalb Berlins werden diese Wohnformen häufig von der jüngeren Generation genutzt. Engagierte, gesellschafltiche Ideale und der Wunsch nach einer besseren, weniger kapitalistischen sowie sozial und klimagerechteren Welt sind in diesen Wohnprojekten verortet. In ihnen und aus ihnen heraus erfolgen soziale Initiativen und Projekte. Häufig finden sich diese Ideale auch in den gelebten Beziehungsformen durch polyamore oder nichtheterosexuelle Beziehungsstrukturen wieder. Ändern sich die Lebensumstände, zum Beispiel mit Abschluss einer Ausbildung oder eines Studiums, erfolgt häufig der Auszug aus dem Wohnprojekt. Außerhalb dieses Lebens in Wohn- und Lebensgemeinschaften sind die Werte und Ideale kaum anschlussfähig an die Rahmenbedingungen eines “normalen”, wirtschaftlich geprägten Lebensstils oder einer Kleinfamilie.

 

Gerade in den Kleinfamilien ist die Rollenaufteilung häufig eine traditionelle Form; auch wenn die Ansprüche und Vorstellungen andere sind, ist dies kaum zu realisieren. Es fehlt an Vorbildern und dem Eingebundensein in eine unterstützende Community.

 

Für die Menschen in fortgeschrittenem Alter gibt es kaum eine Alternative nach dem Auszug aus den Wohnprojekten. Wenn sie in ihrem bisherigen sozialen Umfeld bleiben wollen, bewegen sie sich in einer Welt deutlich jüngerer Menschen. In Jugendbewegungen wird immer wieder kritisch angemerkt, dass deutlich ältere Menschen versuchen, ihre Erfahrungen und ihr Wissen in den Jugendbewegungen zu etablieren, was als Fremdbestimmung empfunden wird. Es entsteht ein Gegeneinander von Menschen, die ähnliche Ziele verfolgen. Statt Kooperation uind Gemeinschaft entstehen und etablieren sich soziale Formen der Abgrenzung und des gegenseitigen Ausschlusses.

 

So ähnlich verhält es sich auch mit alternativen Wohnprojekten, aus denen heraus sich eine vergleichbare Dynamik zwischen !Alt” und “Jung” bildet, was häufig zu Konflikten und in der Folge zur Neuorientierung und zum Auszug meist der älteren Bewohner_innen führt.

Was passiert in der Folge mit den gesellschaftlichen Idealen und dem Engagement für eine gerechterenWelt, die in den Wohnprojekten ihren Platz hat und sich formt?

Das Dilemma, das mit dem Wegzug “erwachsenen gewordener”, gesellschaftlich engagierter, alternativer Wohnprojekte aus Berlin entsteht, ist, dass immer wieder eine jüngere Generation nachwächst, die von Neuem auf sich gestellt ist. Was sie fordern, ist insofern häufig utopistisch, dass eine Abkehr von der gesamten kapitalistischen Struktur gedacht und somit eine komplette Umwälzung unserer Gesellschaft gefordert wird. Sympathisch, da engagiert und leidenschaftlich aber kaum tauglich für die Mehrheitsgesellschaft. Insofern stellt sich eine ganze Gruppe, die notwendige gesellschafltiche Veränderungen fordert, an den Rand der Gesellschaft und steht sich somit selbst im Weg. Genauso wenig gelingt es der älteren Generation, ihre Ideale und Utopien aus ihrer Jugendzeit in eine gelebte, gesellschaftliche Kultur der Nachhaltigkeit und sozialen Verantwortung zu verwandeln.

 

Die geforderten Veränderungen beispielsweise nach sozialer Gerechtigkeit und Klimaschutz sind existenziell notwendig. Konkrete Vorstellungen, wie eine gerechte Gesellschaft jenseits markwirtschaflticher, kapitalistischer Interessenorganisiert sein soll, endet meist in Forderungen an die Politik und die “Mächte da oben”, was nicht selten in Resignation und Politikverdrossenheit mündet. Alternativ erfolgt ein Rückzug in den privaten statt politischen Traum vom Aussteigerleben auf dem ländlich gelegenen Selbstversorgerhof. Womit wir wieder beim Wegzug der länger bestehenden Initiativen aus Berlin angekommen sind.

 

Fazit: Es fehlt an konkret umsetzbaren Ideen in unserem urbanen Lebensumfeld in Berlin.

 

Ziel unserer Initiative ist ein Pilotprojekt, das gemeinschaftliche, alternative Lebensentwürfe, urbanes Wohnen und Arbeiten in Berlin, Handlungsspielräume durch bezahlbaren Wohnraum und soziale Umsetzbarkeit miteinander verbindet.

 

Das Gelände und der Bebauungsplan auf dem Gelände des Georg-Knorr-Park in Marzahn bieten dafür die besten Voraussetzungen: Neben dem Modellcharakter des geplanten Stadtquartiers finden sich bezahlbarer Wohnraum, eine Mischung von Wohnen und Gewerbe, Appartments für Studierende, die Gestaltung von attraktiven, grünen Freiflächen für jedes Alter sowie die Infrakstruktur für autoarmen Verkehr, Kitas und Schulen.

 

Die Howoge als landeseigene Wohnungsbaugesellschaft ist von ihrem Leitbild her ein potentieller, starker Partner für unsere Projektinitiative. Wohnraum in der Stadt ist von ihren Grundrissen her auf Familien, alleinerziehende Elternteile mit Kindern oder kinderlose Paare bzw. Singles ausgerichtet. Für eine erweiterte Familie mit mehreren verbindlichen, erwachsenen Bezugspersonen und Kindern bzw. für eine Wahlfamilie im Alter steht meist kein adaquäter Wohnraum zur Verfügung. Grundrisse sind häufig starr und unflexibel.

 

Umsetzungsmöglichkeiten:

 

Gemeinsame Nutzung mehrerer Wohnungen auf einer Etage angelehnt an die Idee von Clusterwohnungen. Exemplarisch wäre z.B. eine Wohnung auf einer Etage als Gemeinschaftstreffpunkt zum gemeinsamen Kochen und mit einem gemeinschaftlichen Wohnzimmer für alle Bewohner_innen einer Etage inklusive Seminarraum o.ä. für Gruppenprozesse. Die übrigen Wohnungen einer Etage fungierten als Wohngemeinschaften mit einem Zimmer pro Person. Mietverträge wären flexibel, Zimmer könnten getauscht werden. Der Verein als Rechtsträger käme für die Kosten der Gemeinschaftsräume auf, Bewohner_innen zahlten Miete für ihr Zimmer und engagierten sich für die Projektgemeinschaft. Wer sich nicht engagieren möchte, zahlt Miete auch für die Nutzung der Gemeinschaftsräume.

Wünsche: Aufnahme des Baus mehrerer Clusterwohnungen mit flexiblen Grundrissen, Projektwerkstätten, Räume für ein Nachbarschaftscafe, Räume für Kultur etc. in den Masterplan, sofern in der bisherigen Planung nicht vorgesehen.

 

Die Ziele und das Selbstverständnis der Projektgemeinschaft orientieren sich an folgenden Leitgedanken als Minimalkonsens:

 

  • Eindeutig definiertes Selbstverständnis der Bezugsgruppe

  • Neu eintretende Mitglieder erklären sich mit demSelbstverständnis einverstanden

  • Mitglieder, die sich der Bezugsgruppe zugehörig fühlen, fühlen sich an das Grundverständnis wie auch an miteinander getroffene Absprachen gebunden.

  • Über den Abschluss von Mietverträgen an künftige Mitbewohner_innen bestimmt die Gemeinschaft bzw. deren Rechtsträger.

  • Gemeinsame Absprachen bieten Orientierung und einen klaren Rahmen. Sie können in einem gemeinsamen Gruppenprozess flexibel gestaltet und angepasst werden. Das Grundverständnis der Gruppe sollte davon nicht berührt werden und ist in einem Positionpaper verbindlich festgehalten.

  • Transparente und abgestufte, konstruktive Maßnahmen im Falle destabilisierender Gruppenprozesse in Bezug auf vorhandene Kommunikations- und Konsenskultur. Konfliktprävention: Teilnahme an Gruppenprozessen, Kennenlernenwollen anderer Projekte und Lebensrealitäten, Zuhörkultur, gegenseitige Unterstützung anbieten, sich auch bei Interessenskonflikten konstruktiv und zugewandt verhalten, Entscheidungsfindung im Konsent ernst nehmen

  • Anerkennung der Organisationsform als Rechtsträger (zum Beispiel Verein, Stifung), der Verwaltungsprinzipien unterliegt. Diese Verwaltungsprinzipien unterliegen äußeren (staatlichen) Vorgaben und Gesetzen. Verwaltungshandeln ist einzuhalten.

  • Ethische Maßstäbe für kollektive Entscheidungen: Menschen, die von Verwaltungsprinzipien betroffen sind, haben die Möglichkeit zur Mitbestimmung und Mitgestaltung im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben

  • schnelle, direkte, konstruktive, lösungsorientierte und lokale Konfliktkultur

  • Arbeitsgruppen müssen auch in Konfliktfällen handlungsfähig bleiben, das bedeutet, Arbeitsgruppen werden im Konsentverfahren gewählt und bleiben auch dann handlungsfähig, wenn nicht jedes Detail für Außenstehende nachvollziehbar ist

  • Wirtschaftliche Entscheidungen unterliegen der Rechenschaftspflicht und kontinuierlichen Kontrolle durch ein geeignetes Gremium oder eine eigens dafür ausgewählte, geeignete Person (z.B. Projektkoodinator_in)

Kontakt an susa.erde@gmail.com

 

 

 

wir in marzahn erstellt am
Referenznr.: 2021-11832

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