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Bezuschussung von Stoffwindeln: nachhaltige Babypflege verhindert Müll und Entsorgungskosten

Private Haushalte und Konsum

Haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, wie viel Müll durch Einwegwindeln entsteht?

Ein einziges Kind in Berlin benötigt über die gesamte Wickelzeit von durchschnittlich 3 Jahren etwa 5.000, nach manchen Schätzungen sogar 6000, Einwegwindeln und erzeugt damit rund 1000 bis 1500 Kilogramm nicht recycelbaren Müll.

Die Stadt Berlin verzeichnete im Jahr 2020 38.690 Geburten. Werden alle Kinder dieses Jahrgangs mit Einwegwindeln gewickelt, entsteht dadurch ein riesiger Müllberg von mindestens 193.450.000 Wegwerfwindeln. Bereits heute, so der BUND, machen Wegwerfwindeln etwa 10% des Gesamtmüllaufkommens in der Restmülltonne aus und stellen damit die größte Einzelposition dar. Dieser Müllberg erzeugt für uns als Gemeinschaft riesige Kosten. Der nasse und verschmutzte Windelmüll muss unter Aufwendung von viel Energie in unseren Müllverbrennungsanlagen beseitigt werden, wobei nicht abbaubare Produkte wie verdünnte Salpetersäure, Elektrofilterasche sowie organische Giftstoffe zurückbleiben,welche als Sondermüll eingelagert werden müssen. (Quelle: www.deine-stoffwindel.com)

Allein im Landkreis Bayreuth mit seinen etwa 100.000 Einwohnern fielen im Jahr 2004 Entsorgungskosten in Höhe von 250.000 € für Wegwerfwindeln an. Somit ist die Reduzierung von Wegwerfwindeln ein riesiger Hebel zur Reduzierung des Gesamtmüllaufkommens sowie der damit einhergehenden Kosten. Diese Information gab des Landkreis bekannt, als er selbst einen Zuschuss für Mehrwegwindeln mit bis zu 100 Euro pro Kind einführte.

Eine Lösung für dieses Müll- und Kosten-Problem stellt die wiederverwendbare Stoffwindel dar, welche heutzutage eine sehr ernstzunehmende Alternative zur Wegwerfwindel ist. Eine Studie mit dem Titel „An updated lifecycle assessment studyfor disposable and reusable nappies“ aus dem Jahr 2008 zeigt die öknomomische und ökologische Sinnhaftigkeit von Stoffwindeln sehr gut auf. Noch deutlicher wird es in einer neuen Studie aus dem Jahr 2021: Die "Life Cycle Initiative" des UN-Umweltprogramms zeigt darin die Umweltauswirkungen von Einweg-Plastikprodukten wie konventionellen Windeln und deren Alternativen auf. Dabei wurden auch viele ältere Studien überprüft und als Schlussfolgerung gezogen: Stoffwindeln SIND die beste Option für unsere Umwelt! Den kompletten Bericht gibt es unter https://www.lifecycleinitiative.org/wp-content/uploads/2021/03/UNEP-D003-Nappies-Report_lowres.pdf.

Darüber hinaus haben moderne Stoffwindeln heutzutage nichts mehr mit dem zu tun, was wir von früher kennen. Die Stoffwindelsysteme sind leicht zu handhaben und zu pflegen. Gestützt wird die Sinnhaftigkeit von Stoffwindeln zudem durch das Abfallvermeidungsgesetz der EU, welches die Länder dazu auffordert, Ressourcen zu sparen. Auch im neuen Abfallvermeidungsprogramm der Bundesregierung mit dem Titel „Wertschätzen statt wegwerfen“, spiegelt sich die Bedeutung dieses Themas wider.

In Deutschland gibt es bereits viele Städte und Landkreise, welche die Nutzung von Stoffwindeln finanziell fördern. Seit 2018 ist die Zahl von um die 30 auf über 100 Kommunen gestiegen. Familien erhalten so bei Anschaffung einen finanziellen Zuschuss. Die Bezuschussung ist wichtig, da für viele Menschen die Erstausstattung eine hohe finanzielle Hürde darstellt. Die Kosten belaufen sich auf ca. 250 bis 500€, je nach gewähltem Stoffwindelsystem - das ist deutlich weniger, als Einwegwindeln über die gesamte Wickelzeit kosten würden.

Eine Übersicht aller teilnehmenden Städte finden Sie unter folgendem Link: https://deine-stoffwindel.com/staedte-windelzuschuss/

Ich würde mich freuen, wenn wir ins Gespräch über die Thematik kommen, um das aktive Umdenken in unserer Stadt anzuregen. Denn Fakt ist: Etwas zu verbrennen oder zu recyceln, wird nie besser sein, als etwas gar nicht erst entstehen zu lassen.

 

Oliver Salmen bearbeitet am
Referenznr.: 2022-13936

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