Konzeptmöglichkeiten Mobilität und Verkehr im Kontext kurzer Wege
Mobilität und Verkehr
Angesichts der Herausforderungen in der Wechselwirkung von Klima- und Stadtentwicklung kommt es darauf an, bessere Mobilitätsangebote zu schaffen und den aktuellen negative Trend der Auswirkungen des Verkehrs zu verringern.
Kurze Wege - direkt zum Ziel
- Tägliche Mobilitätsziele sind für alle auch ohne Auto erreichbar und zugänglich, idealerweise in kurzer Distanz zu Fuß oder per Fahrrad.
Kurze Wege schaffen:
- Wohn- und Arbeitsquartiere zum Transit-oriented Development vermischen (Homeoffice)
- Quartiere und Kieze als „Dorfsystem“ Wohnen, Arbeiten, tägliche Bedarfsversorgung und gesundheitliche Versorgung entwickeln
- Hoher Anteil öffentlich zugänglicher Grün- und Erholungsflächen, die durch kurze Fußwege erreichbar sind.
- Gebäude umfassen privates oder halböffentliches Grün und Gärten.
Güter und Dienstleistungen sind je nach Häufigkeit des Bedarfs einfach zu erreichen
- täglich zu Fuß
- periodisch mit Fahrrad und ÖV
- episodisch mit ÖV und „geteiltem“ Auto
- Schnelle Hilfe bei Notfällen ist umfassend gewährleistet
Verkehrssysteme
Quartier - Kleinteiliger integraler Bestandteil
- Quatiersverbindung
- Oberirdisch minimal invasiv
- Hochbahn
- Schwebebahn
- Vakuumröhren basiertes Expresssystem
- Minimiertes Straßen System
- Emissionsfreier Individualverkehr
- Oberirdisch minimal invasiv
- Unterirdisches
- sternförmiges Ringbahnsystem
- sternförmiges Güterversorgungssystem
- Handel, Gewerbe, Industrie
- Private Haushalt
ÖPV
- Oberirdisch ohne Umwelt zerstörende Trassenführungen.
- Tram
- Emissionsfreie Busse
- Autonome Kleinbusse
- Travelator
- Urbane Seilbahn
Sharingsysteme
E-Scooter
E-Mobile
Lastenfahrräder
Vorfahrt für Fußgänger, Rad und öffentlichen Verkehr (ÖPV).
- Im ersten Schritt werden an allen Hauptverkehrsstraßen fehlende Radwege ergänzt.
- An 50 % des Hauptverkehrsnetzes eigene Fahrspuren für den ÖV eingerichtet.
- Zusätzlich werden am Straßenrand
- Eigene E-Mobilitätsspuren für Scooter, Roller etc.
- Ladezonen für den Lieferverkehr
- Fahrradstellplätze
geschaffen.
Barrierefreie Mobilität für alle ermöglichen
Die einzelnen Verkehrsträger sind ohne Barrieren für alle zugänglich. Eigenständige Mobilität für alle ist ohne fremde Hilfe möglich. Das Verkehrssystem ermöglicht eine altersgerechte Mobilität ohne eigenen Pkw, Begleitdienste oder technische Mobilitätshilfen. Barrierefreiheit bietet Mobilität für alle.
Tempo an urbanes Leben anpassen
Die zulässigen Geschwindigkeiten sind je nach Funktion der Straßen angepasst.
Sicher
Das Gefühl subjektiver Sicherheit ist im Verkehrsgeschehen und im gesamten urbanen Raum sehr hoch.
Die „Vision Zero“ wird Realität (keine Verkehrstoten und deutlich weniger Schwerverletzte,
fehlertolerante Infrastruktur in Städten).
Die Stadt der Zukunft ist für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer sicher.
Rückbau der autogerechten Stadt:
Die Flächenbelegung für ruhenden motorisierten Individualverkehr am Straßenrand und auf Wohngrundstücken beträgt maximal 2,5 m2 pro Einwohner.
Lebensraum statt Parkraum:
Im öffentlichen Raum parken wenig private Autos. Ein konsequentes Parkraummanagement verlagert das Parken unter die Erde oder in moderne Parkhäuser.
Mehr Platz für Begegnung und Miteinander
- Die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum wird durch
- zahlreiche einladende Sitzgelegenheiten
- geringe Lärm- und Schadstoffbelastung
- Grün- und Wasserkonzepte
- Spielmöglichkeiten für Kinder
gesteigert.
Das Angebot an Flächen für Begegnung, Erholung und Kommunikation ist vielfältig.
Hohe Qualität des Umfeldes:
Wohnen und arbeiten erhalte durch Beteiligungsmöglichkeiten an hochwertigen Grünflächen und begrünten Vernetzungskonzepten mehr Lebensqualität.
Stadt und Region arbeiten so zusammen, dass Siedlungen und Infrastruktur möglichst verkehrsvermeidend geplant und realisiert werden. Die Bürgerschaft beteiligt sich an verkehrlichen und städtebaulichen Planungsprozessen. Verkehrs- und Stadtplanung sind aufeinander abgestimmt und beachten die Schnittstellen zu anderen Fachplanungen (z.B. Energie, Abfall). Bürgerbeteiligung sorgt für gute Lösungen.
Bessere urbane ÖPV Mobilität (accessible cities) umsetzen, um den Individualverkehr zu minimieren.
Lösungsbeispiele
- Trafi
Trafi ist eine Mobilitäts-App, die Mobilitätsangebote, wie öffentlicher Verkehr, Leihfahrräder, Carsharing und Mitfahrgelegenheiten, unter einer Oberfläche vereint und multimodal verknüpft.
- Smartwatch
Smartwatches sind am Handgelenk getragene Computer. Sie verfügen über eine Vielzahl an Funktionen und kommunizieren mit gekoppelten Smartphones, über sie kann man auch Musik hören, Telefonate führen und Nachrichten checken. Für Mobilitätsdienste können sie auch zur Navigation genutzt werden, ohne dass die tragende Person auf die Uhr schauen muss. Dazu sendet die Smartwatch Vibrationen und Signale ans Handgelenk, die die einzuschlagende Richtung signalisieren.
// Kann somit auch als ein Leitsystem für Personen mit Seheinschränkungen zur unabhängigen Bewegungsfreiheit dienen.
- Travelator
Das Konzept des Londoner Architektur- und Designbüros NBBJ schlägt vor, auf der U-Bahnlinie Circle Line in London die Züge und Gleise durch Rollbänder für Fußgängerinnen und Fußgänger zu ersetzen. Mehrere dieser Bänder könnten sich nebeneinander mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten (z.B. mit einfacher bis doppelter Schrittgeschwindigkeit) bewegen und Menschen schneller und gesünder ans Ziel bringen. Sogar die Kapazität könnte höher sein als dort zurzeit mit der U-Bahn.
- Riversimple Rasa
Der Rasa des britischen Herstellers Riversimple ist ein mit Wasserstoff angetriebenes Auto. Es besteht aus Leichtbauteilen, kohlefaserverstärktem Kunststoff, wiegt 540 Kilogramm, ist 3,70 Meter lang und bietet Platz für zwei Personen. Angetrieben wird der Rasa über vier elektrische Radnabenmotoren, die ihre Energie aus einer Brennstoffzelle mit 8,5 Kilowatt beziehen. Der Wasserstofftank ist 1,5 Liter groß und reicht für 480 Kilometer.
- Sedric
Sedric ist eine Konzeptstudie des Volkswagen-Konzerns für ein vollautonomes Ridesharing-Fahrzeug. Als Nutzungsoption ist beispielsweise der Einsatz als Shuttle-Fahrzeug für Bedarfsverkehre in den Verkehrsverbünden, als Sammeltaxi für Pendlerinnen und Pendler oder für den Kindertransport zu und von Schulen und Kindergärten angedacht. Ähnliche Modelle befinden sich bei allen Automobilherstellern in der Entwicklung, etwa bei Renault
(Symbioz) oder Daimler (Smart Vision EQ).
- SolaRoad
SolaRoad nutzt im Straßenbelag eingelassene Solarpaneele zur Energieproduktion. In den Niederlanden wird das System momentan an einem Radweg getestet. Ein Pilotprojekt für den Schwerlastverkehr ist in Vorbereitung. Die Energieeffizienz ist zwar geringer als bei optimal ausgerichteten Solarpaneelen, doch ist der Flächenverbrauch der SolaRoad geringer und die Energie kann lokal, beispielsweise zum Aufladen von Elektrofahrzeugen, genutzt werden. Ähnliche Projekte gibt es in den USA (Solar Roadways, NASA), Frankreich (Wattway) und Südkorea.
- Induktionsspuren
Induktionsspuren im Straßenunterbau ermöglichen kabel- und kontaktloses Aufladen von Elektroautos. Bisher ist dies nur stationär möglich. Langfristig können jedoch Induktionsmatten in die Straßenoberfläche eingebettet werden, bei deren Überquerung der Akku in kleinen Dosen aufgeladen wird.
- Thames Deckway
Damit sich Fahrräder und Autos nicht denselben beengten Stadtraum teilen müssen, entstand in London die Idee eines zwölf Kilometer langen, kreuzungsfreien Fahrradweges auf der Themse.
Der Radweg soll von Battersea nach Canary Wharf führen und ist so gelagert, dass er sich mit den natürlichen Gezeiten der Themse hebt und senkt. Nach einer Crowdfunding-Kampagne ist das Projekt derzeit auf der Suche nach privaten Investitionen.
- SkyCycle
SkyCycle ist eine Studie des Architekturbüros Foster and Partners für ein leistungsfähiges Radwegenetz in London. Das Netz soll über bereits bestehende Bahnstrecken geführt werden, so dass zusätzlich 220 Kilometer Radwege mit über 200 Auffahrten entstehen und das überlastete Straßennetz entlasten könnten. Mit einer Breite von bis zu 15 Metern soll SkyCycle Platz für rund 12.000 Fahrräder pro Stunde bieten.
- Robomart
Der Robomart ist ein Konzept für einen elektrisch betriebenen, autonom fahrenden Verkaufswagen für Lebensmittel. In kalifornischen Städten wird er zunächst mit Obst und Gemüse getestet. Sei-ne Reichweite beträgt maximal 130 Kilometer. Das Robomart-Start-up kooperiert mit Supermarktketten, die ihren Kunden preisgünstig ihre Bestellungen On demand liefern können. Das Fahrzeug ermittelt, welche Waren der Kunde entnommen hat und womit es anschließend beim Großhändler neu befüllt werden muss.