Entwicklungskonzept nicht auf der Höhe der aktuellen Herausforderungen. Und warum keine Ergänzung der Stadtkrone?
Entwicklungskonzept City West – Beteiligungsverfahren; Stellungnahme vom 21.5.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
als Pfarrer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, der seit vielen Jahren in Belangen der City West engagiert ist, unter anderem seit fast zwei Jahren beim WerkStadtForum City West, nehme ich hier persönlich zum Entwurf für ein „Entwicklungskonzept City West 2021“ vom März 2021 Stellung, gemäß der Einladung von Senatsbaudirektorin Lüscher vom 16.4.2021. Eine Stellungnahme unserer kirchlichen Gremien wird voraussichtlich noch folgen. In meinem Votum beziehe ich mich zugleich auf das Einleitungsreferat von Herrn Kühne im Rahmen der Online-Diskussion am 11.5.2021.
In seinem Referat sagte Herr Kühne, es gehe im Beteiligungsverfahren darum zu klären, „ob der Entwurf schon reif genug ist“ für eine Beschlussfassung im Senat und für eine zustimmende Kenntnisnahme im Abgeordnetenhaus, und ergänzte dies um die Frage, „ob wir methodisch gut unterwegs sind“ und ob die Vorschläge plausibel seien. Denn ein solches Entwicklungskonzept könne nur dann etwas bewirken, wenn es von einem breiten Konsens getragen sei.
In allen diesen Punkten habe ich als Teilnehmer und als Beobachter der Diskussionen um den Entwurf den klaren Eindruck, dass das Entwicklungskonzept der Senatsverwaltung noch weit davon entfernt ist, den selbstgestellten Anforderungen zu genügen. Es ist noch nicht entscheidungsreif, es löst in seinem methodischen Ansatz gravierende Fragen aus und es findet unter den unterschiedlichen Akteuren eher wenig Zustimmung.
Im Entwurf wird auf S. 12 mitgeteilt: „Die Themen Handel, Büroflächen, Freizeit und Tourismus werden in den aktuellen Leitlinien nicht weiterverfolgt“, da sie „auf einer soliden Basis“ stünden.
Dies scheint mir ein Schlüsselsatz insofern zu sein, als die Entwurfsverfasser:innen in diesen vier Bereichen offenbar keinen nennenswerten Handlungsbedarf und mithin auch keinen Entwicklungsbedarf für die City West sehen. In den Leitlinien des Entwurfs ist deshalb wenig darüber zu finden, was zu tun ist, um dem sich abzeichnenden und längst spürbaren Bedeutungsverlust der Innenstädte beim bisher dominierenden Einzelhandel durch neue Konzepte für den Handel und insbesondere für Freizeit und Tourismus entgegenzutreten – und um die hierfür mutmaßlich erforderlichen privatwirtschaftlichen Akteure zu gewinnen, zu unterstützen und mit ihnen in gute gemeinsame Entwicklungsprozesse zu gelangen. Herr Kühne hat immerhin in seinem Einleitungsvortrag eingeräumt, dass das Konzept in dieser Hinsicht aktualisiert werden müsse. Das dürfte aber nicht durch partielle Formulierungsänderungen zu erreichen sein. Sondern hier muss sich nach meinem Eindruck der ganze Ansatz ändern.
Auf S. 5 des Entwurfs wird mitgeteilt, dass in der Bevölkerungsprognose der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für Charlottenburg-Wilmersdorf von einem Bevölkerungswachstum von 0,3 % bis 2030 ausgegangen werde. Trotz des dramatischen Mangels an Wohnraum in Berlin wird in diesem Rahmenkonzept für die Gesamtentwicklung der City West ausgerechnet von der zugleich für das Wohnen zuständigen Senatsverwaltung eine Steigerung des Wohnungsangebots nicht als Ziel formuliert. Könnte nicht sogar die gezielte Schaffung von eher hochpreisigem Wohnraum in der City und ihrer Nähe sinnvoll sein, um mittelbar zum auf S. 7 formulierten Ziel der „Sicherung und Ergänzung von preiswertem Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen“ beizutragen, indem dadurch der Preisdruck in anderen innerstädtischen Wohnquartieren vermindert werden könnte? Eine solche differenzierte Fragestellung fehlt leider.
Als jemand, der selbst seit fast zwei Jahren am WerkStadtForum City West beteiligt ist, habe ich in dessen Veranstaltungen konzeptionelle Vorschläge gehört und Debatten erlebt, die wesentlich weiter sind als das, was offenbar der überwiegend verwaltungsinternen Vorbereitung des Entwurfs für das Entwicklungskonzept vorausgegangen ist. Die vom WerkStadtForum im Mai 2020 veröffentlichte „Charta 2040 City West“ trägt weit mehr den aktuellen Herausforderungen Rechnung. Sie setzt anspruchsvollere Ziele und ist zudem wesentlich konkreter sowohl im Benennen von Instrumenten der Zielerreichung als auch in der Beschreibung von Interdependenzen. Ich kann nicht verstehen, warum die Charta von den Verfasser:innen des zehn Monate später veröffentlichten Entwurfs der Senatsverwaltung offenbar überhaupt nicht ernsthaft zur Kenntnis genommen, geschweige denn als hilfreicher Impuls genutzt wurde.
Herr Kühne hat hierzu in der Diskussion am 11.5.2021 gesagt, die Charta sei bislang nur „informatorisch interessant“, da sie noch nicht offiziell von der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf angenommen sei. Hier wird offenbar die Expertise, die im WerkStadtForum zusammengebracht wurde, und die Breite des der Charta zugrunde liegenden Beratungsprozesses von der Senatsverwaltung noch überhaupt nicht als Potenzial erkannt, weder zur Ergänzung und Verbesserung der eigenen konzeptionellen Überlegungen noch auch zur Erreichung eines breiten Konsenses.
Aus kirchlicher Sicht ist zu bemängeln, dass im Abschnitt „Kulturstätten“ (S. 19) die Kirchen im Bereich der City West nicht erwähnt werden. Hier wie leider sehr oft auch sonst wird verkannt, welchen Beitrag insbesondere die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche mit ihrem dichten musikalischen und gottesdienstlichen Angebot, welchen Beitrag aber auch die anderen Kirchen sowie bspw. das Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde zum kulturellen Leben und zur Attraktivität der City West leisten, sowohl für ihre „Bewohnerschaft als auch für Gäste von nah und fern“.
Ich betone dies, weil auch dieser kirchliche Beitrag zum gesellschaftlichen Leben der öffentlichen Förderung bedarf und insbesondere der ermöglichenden Unterstützung bei baulichen Maßnahmen der Weiterentwicklung, wie sie an der Gedächtniskirche seit vielen Jahren angestrebt werden. Es wäre der Bedeutung dieses als Wahrzeichen, als Besuchermagnet und auch als deutlich „anderer Ort“ in der ansonsten stark kommerziell bestimmten City so unverzichtbaren Gebäudeensembles angemessen, es in einem auf diesen Stadtraum bezogenen Entwicklungskonzept explizit mit in den Blick zu nehmen.
Das kulturelle Angebot der Gedächtniskirche und auch von anderen kirchlichen und religiösen Institutionen müsste außerdem viel mehr als bisher in Relation zu anderen Entwicklungsprojekten in der unmittelbaren Umgebung gesehen werden, zum Beispiel im Hinblick auf die Attraktivität für Fußgängerinnen und Fußgänger, auf Angebote zum Verweilen und ähnliches.
Im Hinblick auf den Breitscheidplatz – mit der Gedächtniskirche in der Mitte – wird es auf S. 11 als „wesentliche Aufgabe“ festgehalten, „einen Kompromiss zwischen Gestaltung, Denkmalschutz und Sicherheit“ zu finden. Hier muss unbedingt die Kardinalfrage einer zukunftsorientierten Mobilitätsentwicklung in die Formulierung der Problemstellung mit aufgenommen werden, um zu einer auch in dieser Hinsicht auf lange Sicht tragfähigen Lösung zu gelangen. Und das Ganze darf nicht „Aufgabe“ bleiben, sondern es muss hier so schnell wie möglich ein Ergebnis erreicht und dann auch zeitnah finanziert und umgesetzt werden. Dazu braucht es ein Zusammenwirken aller betroffenen Verwaltungen, die seit dem Jahr 2017 den Ball bloß hin und her geschoben haben. Dabei sind die kirchlich Verantwortlichen anders als bisher aktiv einzubeziehen und nicht nur nachträglich zu informieren.
Als Verantwortlicher an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche verfolge ich die Entwicklungspläne für das bisherige Karstadt-Areal mit besonderem Interesse. Seit der Abkehr von früheren Plänen zur Errichtung einer weiteren Shopping-Mall werden hier von den jetzigen Eigentümern Ideen für einen multifunktionalen, Innen und Außen verbindenden Erlebnisbereich entwickelt. Damit könnte hier eine wichtige neue Attraktion in der City West entstehen. Dies würde auch dem Breitscheidplatz zugutekommen und somit zugleich der Gedächtniskirche. Denn diese ist in ihrem Angebot sehr stark auf die Menschen ausgerichtet, die die City West besuchen. Und sie braucht zudem die hier zu erzielenden Einnahmen ganz wesentlich, um ihr denkmalgeschätztes Gebäudeensemble erhalten und bespielen zu können. Es ist gut vorstellbar, dass zwischen dem, was auf dem Karstadt-Areal entstehen soll, und unserem kirchlich-kulturellen Angebot interessante Wechselbeziehungen und Synergien entstehen. Diese dürften deutlich über das hinausgehen, was im Laufe der Jahre zwischen den anderen Nachbarn Europa-Center und Bikini Berlin und der Gedächtniskirche entstanden ist. Und dies gilt erst recht, wenn wir unsere eigenen Entwicklungsziele im Hinblick auf die Erneuerung und Erweiterung der Ausstellung im Alten Turm und im Hinblick auf die neue Nutzung unseres Foyergebäudes, verbunden z.B. mit attraktiver Außengastronomie mitten auf dem Platz, endlich verwirklichen können.
Vor diesem Hintergrund sehe ich das im Entwurf des Entwicklungskonzepts vorgesehene Verdikt gegen den möglichen Bau von Hochhäusern in diesem Areal mit großer Besorgnis. Ich habe die Befürchtung, dass durch eine solche vorwegnehmende Entscheidung ein wichtiger und vielversprechender Prozess gestoppt und auf Jahre blockiert werden könnte. Ob am Ende auf diesem Areal Hochhäuser gebaut werden bzw. welche Höhenentwicklung es dort geben sollte, wird im Laufe des Prozesses zu entscheiden sein. Aber die Entscheidung darüber kann sinnvoll nur im Rahmen des Gesamtkonzepts getroffen und darf nicht jetzt politisch vorweggenommen werden.
Die generellen Argumente bzw. Gesichtspunkte gegen den Bau weiterer Hochhäuser im Umfeld des Breitscheidplatzes, die im Entwurf des Hochhauskonzepts City West auf S. 44 ins Feld geführt werden, finde ich sämtlich nicht überzeugend. Ich kann nicht erkennen, was abgesehen vom früheren Marmorhaus und dem „Kaisereck“ an der Rankestraße beim ehemaligen „Wertheim-Block“ noch tatsächlich gründerzeitlich geprägt – der Entwurf sagt abschwächend: „vorgeprägt“ – sein soll und deshalb als „geschlossene Blockstruktur“ erhalten werden müsste. Deshalb erschließt sich mir auch nicht, inwiefern die Kurfürstendamm-Erhaltungsverordnung zwingend auch für dieses gesamte Areal östlich der breiten Joachimsthaler Straße gelten müsste.
Schon gar nicht überzeugt mich, dass ausgerechnet wegen „bereits bestehender Hochhaussetzungen“ der Bau weiterer Hochhäuser „in zweiter Reihe“, also nach der Hochhaus-Typologie des Entwurfs vielleicht sogar im Blockinnern, kategorisch ausgeschlossen wäre. Hierzu findet sich im Entwurf die Mutmaßung, die beide Hochhäuser Upper West und Zoofenster (der Text bezeichnet sie hier fälschlich als „Waldorf-Astoria“ und „Zoofenster“) „dürften … nicht aus der Idee heraus entstanden sein, ein neues Hochhaus-Cluster um den Breitscheidplatz herum zu entwickeln“. Doch selbst wenn das zutreffen würde – was ich ausdrücklich bezweifeln möchte –, so wäre eine solche Mutmaßung über Zielvorstellungen von vor über zwanzig Jahren doch ein ausgesprochen schwaches Argument. Neue städtebauliche Entwicklungen müssen möglich sein auch in der heutigen City West im engeren Sinne. Die Grundausrichtung des jetzt vorgelegten Entwicklungskonzepts, bei dem man infolge der mehr oder weniger internen „Werkstätten“ 2018 vom im Masterplan 2009 noch verfolgten Ziel „aktive bauliche Weiterentwicklung sowie Qualifizierung der City West“ erklärtermaßen abgerückt ist (S. 8 des Entwurfs), halte ich für nicht zeitgemäß.
Ich selbst habe während des Baus der beiden Hochhaus-Türme westlich des Breitscheidplatzes und auch seither immer wieder sehr kritisch geschaut, wie sie sich stadträumlich auf die Wahrnehmbarkeit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche auswirken. Im Innern der Kirche hat sich insbesondere das Vorziehen des achtstöckigen Sockelgebäudes des Upper-West-Komplexes tatsächlich negativ ausgewirkt: Die faszinierende und raumbestimmen-de Wirkung der im Sonnenlicht funkelnden Glaswände nach Westen hin wird bei westlicher Abendsonne durch starke Schlagschatten beeinträchtigt. Diese seinerzeit schon absehbare Auswirkung des Neubaukomplexes spielte im damaligen Genehmigungsverfahren wohl keine Rolle. Abgesehen hiervon kann ich jedoch keine negativen Auswirkungen der Hochbauten auf das Baudenkmal Gedächtniskirche feststellen. Im Gegenteil, die im Entwurf benannte Torwirkung der beiden Hochhäuser (vgl. S. 44) kann aus gewissen Perspektiven die Wahrnehmung des Kirchenensembles auf dem Platz und insbesondere des Ruinenturms sogar in interessanter Weise akzentuieren. Zudem hat der städtebaulich und denkmalpflegerisch lange umstrittene Wegfall der früheren Kantstraßenüberbauung durch das Schimmelpfenghaus die Situation auf der Westseite des Breitscheidplatzes und damit auch um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche herum deutlich verbessert.
In den Beratungen des WerkStadtForums wurden die verschiedenen Projekte, die im Entwurf für das Entwicklungskonzept City West als „Leitprojekte 2021“ angesprochen werden, vorgestellt. Mir hat sich dabei der Eindruck vermittelt, dass gerade die aktuellen Planungen für das Karstadt-Areal in besonderem Maße „Mehrwert für die Allgemeinheit erzeugen“ können, wie er im Hochhausleitbild zu Recht gefordert wird (Hochhauskonzept City West S. 25 u. ö.). Die in der Charta 2040 als wichtiges allgemeines Ziel im Sinne der Reurbanisierung, der Stärkung der Zentrenfunktion und der Schonung von Naturböden sowie Grün- und Freiflächen angestrebte „vertikale Verdichtung“ (Leitbild City West, Ziele 69 - 71) lässt sich an diesem optimal mit allen Arten des ÖPNV erschlossenen und zentral gelegenen Standort besonders gut realisieren. Und das könnte gerade den anderen kulturellen Einrichtungen im Umfeld zugutekommen.
Nachteilige Auswirkungen auf das denkmalgeschützte Ensemble des Breitscheidplatzes und vor allem auf die Gedächtniskirche, wie im Entwurf insinuiert, befürchte ich bei weiteren Hochhausbauten „in zweiter Reihe“ und daher mit erheblichem Abstand zur Platzmitte nicht – jedenfalls nicht von vornherein. Etwaige ästhetische Beeinträchtigungen wären ggfs. in der Auseinandersetzung mit konkreten Planungen zu diskutieren und dann sicherlich zu vermeiden.
Im Blick aus der Ferne halte ich es sogar für gut vorstellbar, die „Stadtkrone“ rund um den Breitscheidplatz, dies „strukturelle und vor allem emotionale Zentrum der City West“, wie er im Entwurf zutreffend charakterisiert wird, durch weitere Hochhäuser zu ergänzen und damit als Zentrum stärker zu betonen. Diese „Stadtkrone“ wird bisher eher spärlich durch die beiden Türme der Gedächtniskirche und die, zumal in südlicher und nördlicher Blickrichtung, im deutlichen Re-spektabstand errichteten drei Hochhäuser des Europa-Center sowie Zoofenster und Upper West gebildet. Warum sollte dies nicht noch erweitert werden können? Die markante Doppelturm-Silhouette der Gedächtniskirche würde auch dabei eine gute Figur machen. Könnte die Skyline dadurch, bei guter wechselseitiger Bezogenheit der Einzelbauten, nicht sogar gewinnen? Hier denke ich auch an die im Entwurf des Entwicklungskonzepts auf S. 19 angesprochene „Bühnenfunktion“ der City West, zu der eben auch ihre „Silhouette“ in der Fernwirkung gehört. Zumindest sehe ich keinen ernsthaften Grund, eine solche Ergänzung der „Stadtkrone“ (diese Kategorie scheint mir im Hochhauskonzept zu fehlen) von vornherein ausschließen zu wollen.
Und jedenfalls sollte die denkmalgeschützte Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche nicht als Argument angeführt werden, um weitere Hochhausbauten von vornherein auszuschließen. Mit ihrer ursprünglichen Höhe von 113 Metern im Schnittpunkt der Magistralen war sie einstmals allein höhenbestimmend in einer ansonsten tatsächlich geschlossenen gründerzeitlichen Umgebungsbebauung. Dieser ‚Anspruch‘ ist durch die Kriegszerstörung der Kirche 1943 hinfällig geworden. Bei Ausschreibung zum Neubau der Kirche wurde zwar daran festgehalten, dass es einen Turm am bisherigen Standort geben sollte. Hieraus wurde schließlich, im Ergebnis der Diskussion um die Erhaltung der Turmruine, das Nebeneinander zwischen dem 72 Meter hohen Alten Turm und dem deutlich niedrigeren Glockenturm von Egon Eiermann. Aber das war kein Präjudiz für die Umgebung – schon gar nicht für ihre völlig neu bebauten Bereiche.
Sofern zu diesem Zeitpunkt noch daran gedacht wurde, dass die beiden Kirchtürme in der Mitte der City West die höchsten Punkte in diesem Teil der Stadt bilden sollten, so wurde dies jedenfalls kurz danach durch den Neubau des Europa-Center-Hochhauses, unter Beratung durch Egon Eiermann, aufgegeben. Mit den beiden neuen Hochhäusern von 2012 und 2017, jeweils etwas höher sogar als der ursprüngliche Kirchturm, wurde nun vollends eine Situation geschaffen, in welcher die Türme der Gedächtniskirche zwar in ihrem architektonischen Eigenwert unbedingt berücksichtigt werden müssen, nicht aber im Hinblick auf ihre Höhe andere Bauvorhaben begrenzen können.
Aufgrund all dieser Einwände und Bedenken warne ich dringend davor, den jetzt vorliegenden ersten Entwurf für ein Entwicklungskonzept und das hier als einzige wirkliche Konkretion eingebundene Hochhauskonzept City West politisch zu beschließen. Beides bedarf zunächst gründlicher und breiter Diskussion auf allen Ebenen und dann weitreichender Überarbeitung und Ergänzung. Hierbei müssen die Ergebnisse des WerkStadtForum City West sorgfältig geprüft und, soweit möglich, in das Entwicklungskonzept einbezogen werden. Dasselbe gilt für die Resultate anderer vergleichbarer Prozesse, sofern es sie geben sollte.
Sollte an wesentlichen Punkten Dissens bleiben zwischen dem Konzept der Senatsverwaltung und den auf sehr viel breiterer Basis erarbeiteten Zielen der Charta 2040, müsste zu den kontroversen Bereichen jeweils eine öffentliche Debatte geführt und schließlich eine politische Entscheidung unter Beteiligung der Bezirke getroffen werden. An den uns betreffenden Punkten möchten auch wir als Verantwortliche der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche direkt einbezogen werden.
Mit freundlichem Gruß
Martin Germer, Pfarrer an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche