Warum "noch" ein Museum am Checkpoint Charlie?
Diese Frage wurde ja bei der Auftaktveranstaltung am 28. Mai gestellt. Als am Projekt Beteiligter möchte ich kurz darauf antworten:
1. Der Checkpoint Charlie ist nicht nur "Erinnerungsort" oder "Erlebnisort". Das Geschehen, das dort beispielsweise in der Panzerkonfrontation im Oktober 1961 kulminierte, bedarf auch der historischen Erklärung und Einordnung. Der Vertreter der Kulturverwaltung forderte zu Recht einen "Ort der reflektierten Erinnerung".
2. Das Projekt "Zentrum (oder Museum) Kalter Krieg" hat ein völlig anderes Thema als das private Mauermuseum, das aus der sehr verdienstvollen Initiative von Rainer Hildebrandt zum Thema "Maueropfer", "Fluchtversuche" u.ä. entstanden ist.
3. Hier sollen in übergreifender, seriöser historischer Darstellung und Erklärung die internationale Dimension verdeutlicht und der sogenannte Kalte Krieg als globaler Systemkonflikt mit Deutschland und Berlin als Brennpunkt thematisiert werden.
4. Das Projekt macht keiner anderen Institution "Konkurrenz", sondern sieht sich mit seiner übergreifenden Themenstellung eher in einer "Verteilerfunktion" durch Hinweise auf Vertiefungsmöglichkeit im Alliiertenmuseum (Westalliierte), in der Bernauer Straße (Berliner Mauer), in Karlshorst (Sowjetstreitkräfte), im Hildebrandt-Museum (Flucht, Maueropfer), im Stasimuseum usw.
5. "Konkurrenz" muss auch deshalb niemand fürchten, weil nach unserer Publikumsstudie hochgerechnet ca. 4 Millionen Menschen jährlich zum Checkpoint Charlie kommen. Genug Publikum für mehrere (unterschiedliche) Museen, Gedenkorte u.ä.
6. Die Frage nach dem "Warum" beantworten übrigens schon heute die Besucher der "Black Box Kalter Krieg" - wo auf ca. 10 Prozent der später vorgesehenen Fläche ein Vorgeschmack auf das künftige Museum vermittelt wird - und ein Blick in die Gästebücher.
7. Eine Reihe von Anregungen über die Gestaltung der Außenflächen (wie Hinweistafeln, Markierungen, archäologische Reste, "Topographie") passen gut zu unserem Projekt und sind vom Vorsitzenden des Vereins "Zentrum Kalter Krieg", Rainer Klemke, ja teilweise schon früher vorgeschlagen worden.
8. Bei aller Kontroverse über Bebauungsform und Gestaltung sind sich wohl alle an dieser Frage Interessierten darin einig, dass mit der Verwahrlosung des Areals um den Checkpoint Charlie endlich Schluss sein muss.
Dr. Klaus Wittmann, Berlin-Friedenau