Umgestaltung der Gudrunstraße im Bezirk Lichtenberg von Berlin
Erläuterungstext zum Entwurf von Ramboll und Henning Larsen
Die Neugestaltung der Gudrunstraße folgt dem Leitbild „Klimaangepasste Straße der Zukunft für Lichtenberg“ mit einem Fokus auf das Element Wasser als Triebfeder für eine resiliente, ästhetisch bereicherte und nachhaltige Straßen- und Freiraumgestaltung. Grünflächen und Wasserelemente werden zur Förderung der Biodiversität, Klimaresilienz und Lebensqualität eingebracht und unterstützen das Regenwassermanagement durch natürliche Prozesse wie Verdunstung und Bodenfilterung. Entsiegelung spielt eine entscheidende Rolle für den Entwurf und trägt zur Abflussreduktion bei.
Der Entwurf greift die geforderte Neuordnung des Straßenraums auf und schafft eine Balance zwischen Verkehr und Freiraum. Er zielt darauf ab, die Gudrunstraße als Grünfuge und als verbindende Achse zum S- und U-Bahnhof Lichtenberg sowie zum Landschaftspark Herzberge zu stärken. Entlang dieser Achse entstehen kleine Plätze und Grünflächen, die Bereiche für Begegnung, Spiel und Erholung bieten und zugleich als Eingänge zur neu gestalteten Straße dienen. Eine Reduktion der Kfz-Stellplätze um ca. 50 % ermöglicht die vollständige Abkopplung des Straßenbereichs von der Kanalisation, da Niederschlag in den Mulden versickert. Die mehrheitliche Anordnung von Senkrechtparken auf der Nordseite bietet einerseits den Vorteil, dass die Schallemissionen der Straße weiter von den Hausfassaden abrücken und anderseits, dass das unerwünschte Lkw- Parken aufgrund der Fahrzeuglängen nicht mehr möglich ist. Es werden im gesamten Bearbeitungsgebiet ca. 1.600 m² Muldenfläche geschaffen, die bis zu 324 m³ Regenwasser zwischenspeichern. Im Starkregenfall stauen die Mulden bis auf ihre Oberkante an und laufen auf die Straße über. Dort verteilt sich das Wasser. Die Fließwege-Senken-Analyse hat ergeben, dass keine Gefahrenstellen im Bestand vorhanden sind. Die Planung ist so ausgelegt, dass dieser Zustand nicht verschlechtert wird, alle Gebäudeeingänge höher liegen als das Umfeld und somit kein Eindringen von großen Mengen Regenwassers zu erwarten ist. Mit Bepflanzung der Mulden entstehen im Vertiefungsbereich 71 neue Baumstandorte.
Hier ist zur Anpassung an den Klimawandel und zur Verbesserung der mikroklimatischen Bedingungen die Entwicklung einer mehrschichtigen Vegetation aus verschiedenen Pflanzenarten unter Bevorzugung einheimischer Arten vorgesehen. Die Erweiterung der straßenbegleitenden Grünflächen ermöglicht die Pflanzung von hohen und mittelhohen Bäumen. In den Baumreihen sind Acer campestre, Acer pseudoplatanus, Prunus padus, Corylus colurna, Tilia cordata vorgesehen. Die zwei Stadtplätze werden mit ähnlicher Pflanzennutzung gestaltet und auch mit charakteristischen Hochbäumen bepflanzt, um große Schattenflächen zu schaffen (z.B. Quercus robur, Malus sylvestris, Carpinus betulus und Sorbus aucuparia). Die Mulden werden in Rücksprache mit den Wasserbetrieben und der Grünunterhaltung möglichst mit Blumenwiese-Regiosaatgut und heimischen Sträuchern einen pflegeleichten und insektenfreundlichen Bereich bilden. Zudem werden die Plätze mit Stauden verschönert, die nicht nur Farbtupfer setzen, sondern auch durch ihr saisonal wechselndes Erscheinungsbild den neuen Aufenthaltsräumen einen unverwechselbaren Charakter verleihen – darunter Veronica sp., Salvia nemorosa und Calamintha nepeta.
In der Abwägung zwischen wirtschaftlichen Aspekten und der Verbreiterung des südlichen anbaufreien Gehwegs wurde entschieden, den Gehweg wie im Bestand zu erhalten, wobei Sanierungsarbeiten nach Bedarf durchgeführt werden. Die leeren Baumscheiben auf der Südseite werden mit Nachpflanzungen bestückt. Um die Standorte langfristig zu sichern, werden teilweise überbaute Pflanzgruben mit einem Volumen von jeweils ca. 22 m³ hergestellt und mit geeignetem Substrat gefüllt. Dies verhindert ein erneutes Abgehen der südlichen Baumreihe. Die Standorte der noch vitalen Bäume werden mit geeigneten Maßnahmen verbessert. Die Nutzbare Breite des südlichen Gehwegs beträgt stets mindestens 150 cm, wobei regelmäßig breitere Stellen für den Begegnungsfall zweier Rollstühle zur Verfügung stehen.
Neu eingeführte Elemente, wie der Stadtplatz an der Kreuzung Fanninger- Ecke Gernotstraße, multifunktionale Grünflächen, Spiel und Erholungsbereiche, fördern den Aufenthalt im Freien und bieten Schutzräume vor Hitze. Es entstehen 74 neue Fahrradstellplätze im Vertiefungsbereich. Elektroladesäulen für Pkw entstehen nach Bedarf in Absprache mit der zuständigen Senatsverwaltung. Mit diesen Maßnahmen wird den Zielen des Stadtentwicklungsplans Verkehr und den veränderten Mobilitätsbedürfnissen der Bevölkerung Rechnung getragen. Die Bushaltestellen werden barrierefrei ausgebaut. Auch die Querungsstellen werden barrierefrei mit differenzierter Bordhöhe ausgestaltet. Einmündungen ohne Buslinienverkehr werden mit Gehwegüberfahrten/Aufpflasterungen nach der Berliner Ausführungsvorschrift für Geh- und Radwege ausgestattet. Die Straßenbeleuchtung wird modernisiert und es werden im Vertiefungsgebiet ca. 20 neue LED-Leuchten mit insektenfreundlicher Lichtfarbe aufgestellt, welche die alten Leuchtenersetzen.
Südlich der Kita entsteht eine Einbahnstraße, die die Fahrbeziehungen der Ringbuslinie und mögliche Pausenhalte an der Endhaltestelle berücksichtigt. Es ist möglich, dass zwei an der Station ”Zentralfriedhof” haltende Gelenkbusse vom übrigen Verkehr passiert werden können. Auch der hintere Bus kann vor dem vorderen, pausierenden Bus ausscheren und vorbeifahren. Durch die Einbahnstraßenregelung ist es möglich, den sehr schmalen Gehweg auf der Nordseite deutlich zu verbreitern, sowie Versickerungsmulden und Parkplätze anzuordnen. Die Planung berücksichtigt die in der Aufgabenstellung vorgegebene Kostenkalkulation. Nach dieser liegt der Kostensatz für das Bearbeitungsgebiet mit den beschriebenen Maßnahmen bei 298 €/ m² netto, die vollständige Kostenschätzung sowie das vollständige Entwässerungskonzept sind in der Abschlusspräsentation enthalten.
© Ramboll und Henning Larsen