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Erläuterungsbericht

Lebendige Gegenwart und Fenster in die Vergangenheit - der ehemalige Friedhof an der Gotlindestraße

So sieht es heute aus

Der denkmalgeschützte Friedhof an der Gotlindestraße ist ein ruhiger und teilweise stark verwilderter Ort. Auf viele Besucher:innen übt er eine besondere Anziehungskraft aus. Einige Gräber verfallen, andere hat man abgebaut. Manche Alleen haben Lücken, und viele Hecken wurden überwuchert. Einige Veränderungen wurden absichtlich vorgenommen, andere sind auf zu wenig Pflege zurückzuführen. Trotz allem ist sofort erkennbar, dass dies einmal ein Friedhof war – besonders wegen der Kapelle in der Mitte und der verbliebenen Grabsteine. Eine Ausbildungsstätte für Gärtner:innen nutzt heute einen Teil des Friedhofs, was dem Ort neues Leben verleiht.

So kann der Friedhof genutzt werden

…zur Erholung - Menschen kommen hierher, um spazieren zu gehen, sich auf Bänken auszuruhen oder mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Der Friedhof bietet Ruhe und Entspannung.

…um die Natur zu beobachten - Friedhöfe sind Heimat für viele Tiere und Pflanzen. Hier kann man Vögel, Fledermäuse und seltene Pflanzen entdecken.

…zum freien Spielen - Kinder können hier fast überall spielen. Die offenen Wiesen, großen Hecken und das Dickicht bieten viele Möglichkeiten für Abenteuer und unbeobachtetes Spiel - eine gute Ergänzung für den nahgelegenen Spielplatz

…um die besondere Stimmung zu erleben - Die ruhige Atmosphäre eines Friedhofs zieht viele Menschen an.

…um den Ort zu gestalten - Der verwilderte Charakter des Friedhofs lädt dazu ein, dass Menschen ihn auf ihre Weise mitgestalten, sei es durch das Pflanzen von Bäumen, das Aufstellen von Bienenstöcken oder indem sie Verstecke im Unterholz anlegen.

Wer nutzt den Friedhof heute und in Zukunft?

Der Friedhof ist ein grüner Ort der Erholung für die Nachbarschaft. Bei besonderen Anlässen kommen auch Besucher:innen aus der weiteren Umgebung. Er ist ein Ort für Familien, Naturfreunde und Kulturinteressierte. Hunde sind hier (angeleint) willkommen, und die Ausbildungsstätte trägt dazu bei, dass der Friedhof ein vielfältiger Ort bleibt.

Unser Plan für die Gestaltung

Der Friedhof ist von verschiedenen Epochen geprägt. Wir möchten seine Stärken hervorheben und die Schwächen minimieren. Das Erbe des Friedhofs bleibt dabei sichtbar, während gleichzeitig Neues entsteht. So entsteht ein moderner Freiraum, mit dem wir die vielfältige Geschichte des Ortes zeigen. 

Die Grundstruktur des Friedhofs machen wir wieder deutlicher sichtbar. Alle wichtigen Wege werden wir überarbeiten. Kapelle, Schulgebäude und Gewächshaus können auf 3 m breiten Wegen mit Fahrzeugen erreicht werden. Wichtige Fußwege werden wir barrierefrei erneuern, bei den Breiten sind wir flexibel und achten auf den Schutz der benachbarten Bäume. Wege, die für die Nutzung nicht wichtig sind, bleiben als Pfade erhalten.

Hecken sollen den Friedhof wieder klarer strukturieren. Außerdem sind sie wichtige Rückzugsräume, besonders für Vögel. Vorhandene Hecken passen wir so an, dass sie zum Denkmal passen. Dazu erhalten wir die geeigneten Pflanzen und ergänzen Gehölze wie Hainbuchen, Eiben oder Feldahorn. Beides zusammen bringen wir in eine denkmalgerechte Form.

Wo es sinnvoll ist, pflanzen wir neue Hecken. Und zwar meistens dort, wo es schon früher Hecken gab. Diese können entweder geschnitten sein oder natürlich wachsen. Sie helfen besonders im Süden, den Raum zu gliedern und betonen Sichtachsen. Außerdem werden wir auf der Innenseite entlang von Teilabschnitten der Gotenstraße Hecken pflanzen. Damit verringern wir die Sicht auf die parkenden Autos. 

Wir ergänzen die Baumreihen und Alleen, um den Charakter des Alleenfriedhofs zu erhalten. Neben Ahornbäumen (Acer Platanoides) nehmen wir dafür auch passende Bäume, die von den Gärtner:innen in die Wiesen gepflanzt wurden, dort aber nicht bleiben sollen.

Die Kapelle steht im Zentrum des Friedhofs, aber momentan sieht man sie nur von Süden aus richtig gut. Wir möchten die zugewachsenen Flächen um die Kapelle herum darum freiräumen. Der Bereich direkt um das Gebäude herum bekommt einen Bodenbelag aus wassergebundener Decke. Dort können Tische für ein Café aufgestellt werden. Hier können auch kleine Veranstaltungen stattfinden. Dafür stellen wir ein Podest auf.

Die Mitte des Friedhofs gestalten wir zu einer großen Wiese um. Dafür versetzen wir Bäume und Sträucher an besser geeignete Stellen. Einige Bereiche gestalten wir zu Blühwiesen um. Dabei orientieren wir uns an den ursprünglichen Feldern des Friedhofs. Sitzmöglichkeiten und andere Elemente zur Ausstattung platzieren wir vor allem am Rand der Wiese. Damit bleibt der zentrale Bereich ruhig und offen.

Fünf Felder in den Randbereichen des Friedhofs bleiben wild. Hier werden wir die biologische Vielfalt fördern. Invasive Pflanzen werden entfernt und neue Bäume gepflanzt. Die Ränder dieser Felder werden nach innen zurückgesetzt und erhalten einen sauberen Abschluss, indem die Hecken entlang der Wege geschnitten sind. 

Im Südosten des Friedhofs werden wir ein Quartier zu einem Nutzgarten mit Obstbäumen umgestalten. Und für einen Gemeinschaftsgarten stellen wir Hochbeete und einen großen Tisch mit Bänken auf.

Um die Geschichte des Friedhofs und der hier begrabenen Menschen zu bewahren, werden die wichtigen Gräber restauriert. Alle anderen zugänglichen Grabanlagen überprüfen wir auf ihre Stabilität. Wenn es aus Sicherheitsgründen nötig ist, sichern wir den Grabstein liegend auf dem Sockel. Damit man versteht, dass auch die wilden Bereiche zum Friedhof gehörten, legen wir an ein paar Stellen alte Grabstellen frei und räumen dort auf. Ansonsten bleiben die Gräber hier so, wie sie jetzt sind. 

Die Grabflächen mit Einfassungen eignen sich gut für neue Bepflanzungen. So bringen wir ein dekoratives Element zurück, das inzwischen fehlt. Die Flächen bepflanzen wir so, wie es für Friedhöfe typisch ist: mit Efeu, Farnen, Immergrün, Eiben oder Strauchrosen. Zusätzlich schlagen wir vor, einige Bereiche mit Wildstauden oder mit Gräsern zu gestalten. Und die Auszubildenden können bei der Bepflanzung mithelfen oder Pflegepatenschaften übernehmen.

Die Zäune aus Stabgitter, wie wir sie an den Flächen der Ausbildungsstätte finden, werden mit Kletterpflanzen begrünt oder, wenn ausreichend Platz ist, mit Hecken bepflanzt. Und die Einfriedung entlang der Gotlindestraße wird denkmalgerecht saniert.

Die Möbel auf dem Friedhof sind zurückhaltend und funktional. Es sind 

  1. Bänke mit Rückenlehne für kurze Pausen, die auch ältere Menschen gut nutzen können,
  2. bequeme Liegen für längere Pausen und
  3. Podeste oder Tisch-Bank-Kombinationen für Aktivitäten von Gruppen. 

Spielerische Elemente sind große Schaukeln, die sanft über die Wiese schwingen, ergänzt um Motorik- und Balancier-Elemente.

Wir möchten nicht zuletzt tierfreundliche Lebensräume für Vögel, Fledermäuse, Amphibien und kleine Tiere wie Igel und Eichhörnchen gestalten. Unter anderem mit diesen Maßnahmen:

  1. Absterbende Bäume fällen wir nicht, sondern erhalten sie als Habitatbäume.
  2. Drei Flächen entwickeln wir zu artenreichen Blühwiesen.
  3. Bei der Pflanzauswahl achten wir darauf, dass sie auch Nahrungsquellen sind oder Lebensräume für Vögel, Fledermäuse oder Insekten bieten.
  4. Wir installieren Nisthilfen und Wochenstuben, um Vögel und Fledermäuse zu unterstützen.

Mit Hinweistafeln an den Gräbern erklären wir die Friedhofsgeschichte und den Wandel in der Bestattungskultur. Außerdem informieren wir so über die biologische Vielfalt auf dem Gelände.

© gruppeF