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Erläuterungsbericht

  • Ein Erklärvideo zum Planungsentwurf sowie die Präsentationspläne zum Download finden Sie auf der Projektwebsite zum städtebaulichen Werkstattverfahren HIER. (externer Link)

Die “Köpenicker Gleislandschaften” transformieren den Güterbahnhof zu einem vielfältigen, gemischten und zukunftsfähigen Stadtquartier, schaffen eine starke Kante an exponierten Lagen und ein qualitativ hochwertiges Wohnen im Inneren. Vielfältige Freiraumnutzungen entlang eines grünen Bandes vernetzten das Quartier mit seiner Umgebung.

Schaffung starker Freiraumstrukturen.

Zwei Freiraumbänder vernetzen das Gebiet mit seiner Umgebung, übernehmen wichtige klimatische Funktionen und durchziehen das Quartier mit öffentlichen Grünflächen. Ein elementarer Teil des Bandes im Norden ist die unbebaute Fläche entlang der Gleise, die den Wald in das Quartier führt und Naherholungsfläche und wichtiger Rückzugsort für Flora und Fauna ist. Im Süden bildet das Freiraumband den grünen Mittelpunkt der Wohnbebauung.

Hart am Gleis und Weich am Park.

Lärmschutztypologien stellen sich den Lärmquellen im Gebiet entgegen und bilden einen städtebaulichen Lärmschutz. Dies ermöglicht einen ruhigen Quartierskern mit qualitativ hochwertigem Wohnen, ruhigen Freiräumen und Arbeitswelten.

Vielfältige Nutzungsszenarien und Typologien. Die Nutzungen entwickeln sich aus der Umgebung und reagieren auf den differenzierten Kontext. Dies schafft neue Synergien und fördert eine funktionierende Nachbarschaft. Die Gebäudetypologien “der Sonderling” und “der städtebauliche Umlenker” übernehmen wichtige Funktionen der Orientierung und geben dem Quartier ein neues Gesicht.

STÄDTEBAULICHE KONZEPTION

Verbindungen und Eingänge

Qualitätsvolle Rad- und Fußwegeverbindungen in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung, binden das Gebiet in die Umgebung ein und komplementieren das engmaschige städtische Wegenetz. Die Quartierseingänge werden städtebaulich inszeniert und mit Nutzungen aktiviert.

Typologien und Hochpunkte

Aus den städtebaulichen Anforderungen, sowie der Maßstäblichkeit der Umgebung ergeben sich vier städtebauliche Typologien. Der “Lärmschützer” streckt sich als längliches Bauwerk entlang der Gleise und schirmt dahinterliegende Bebauung ab. Im Inneren entsteht der “Block mit grüner Füllung” als ruhiger und attraktiver Wohnungsbau. An städtebaulich wichtigen Punkten befindet sich der “Sonderling” und markiert diese durch (landschafts-)architektonische Akzente und Programme. Der robuste “städtebauliche Umlenker” befindet sich an den Versprüngen der Ostumfahrung und schafft durch seine Raumkanten Orientierung im Quartier.

Lärmschutz

Um ruhiges und hochwertiges Wohnen zu ermöglichen, wurde dem Thema Lärmschutz eine hohe Bedeutung beigemessen. Die städtebauliche Figur und die Nutzungsverteilung minimieren den Schall, dem Wohngebäude ausgesetzt sind. Neue Gewerbenutzungen werden in Nachbarschaft zum bestehenden Gewerbe angesiedelt und erzeugen so keine neuen Konflikte. Wo nötig sind bauliche Schallschutzmaßnahmen (Laubengang, Schallschutzfenster, schallabgewandte Aufenthaltsräume) für Wohngebäude vorgesehen und garantieren so gute Wohnqualitäten in allen Lagen.

Einarbeitung Bürgerschaftswünsche

  • Abrücken der Bebauung + Reduzierung der Geschossigkeit und Ausbildung eines grünen Angers als Auftakt zur Elsengrundsiedlung
  • Überprüfung und Anpassung der Hochpunkte (Geschossigkeit, Volumen, Verschattung und stadträumliche Dominanz)
  • Aufteilung der Kita im Süden auf zwei Standorte
  • Kurzzeitparken und Anlieferung in Wohnquartieren
  • Kompensation entfallener Stellplätze entlang des Stellingdamms in der nördlichen Quartiersgarage

ERSCHLIESSUNGSKONZEPT

Das Quartier bietet attraktive Rahmenbedingungen zur Förderung der Mobilitätswende. S-Bahn-, Straßenbahn- und Regionalbahnhalt bieten hervorragenden ÖPNV-Anschluss. Vier neue Bushaltepunkte stellen die Feinerschließung sicher. Der Regelquerschnitt der Ostumfahrung ermöglicht sowohl eine leistungsfähige als auch attraktive Stadtstraße, mit vielen Baumstandorten, großzügigen Geh- und Radwegen, sicheren Querungsstellen, Liefer- und Ladezonen und Haltebereiche im Schulumfeld.

Ein engmaschiges Netz aus attraktiven Fuß- und Radwegen durchzieht das Quartier. Innerhalb der Wohnquartiere befinden sich ruhige Wege für den Fuß- und langsamen Radverkehr. Schnellerer Radverkehr wird auf ausgewählte Verbindungen konzentriert, um Konflikte zu vermeiden. Um eine flexible Ver- und Entsorgung der Wohnbebauung sicherzustellen, können ausgewählte Wege eingeschränkt befahren werden.

Im Quartier verteilt befinden sich drei Mobilitätsknoten: Im Westen der Bahnhof Köpenick, mit S- und Regional- und Straßenbahn- sowie Busverkehr. Der östliche Bahnhofseingang wird um ein Mobilitätszentrum mit alternativen Mobilitätsangeboten sowie zwei Fahrradparkhäuser beiderseits der Gleise ergänzt. Im Osten bietet der S-Bahnhof Hirschgarten ebenfalls attraktive Möglichkeiten zum Fahrradparken sowie Mobilitätsangebote für die letzte Meile. In zentraler Lage im Quartier befindet sich der CYC-Hub mit Quartiersgarage (rd. 480 Stellplätze entspricht Stellplatzschlüssel bis 0,3). Die Stellplätze bieten eine gute Erreichbarkeit für sämtliche Nutzungen südlich der Gleise; nachts dienen sie den Bewohnenden und tagsüber anteilig den Nutzer*innen des Gewerbes. Nördlich der Gleise wird eine Quartiersgarage mit 120 Stellplätzen umgesetzt, die Bewohnenden und gewerblichen Nutzungen dient. 70 entfallene Stellplätze im Umfeld des Stellingdamms werden hier kompensiert.

NUTZUNGSKONZEPT

Der Entwurf kombiniert ca. 1.800 Wohneinheiten mit ca. 1.400 Arbeitsplätzen und zahlreichen Versorgungs- und Quartiersfunktionen in einem kompakten und mischgenutzten Stadtquartier. Die Verteilung der Nutzung erfolgt auf Grundlage der Qualitäten der Grundstücke: Wohnbebauung wird in lärmgeschützten Innenbereichen platziert, Gewerbe, Dienstleistung sowie Quartiersfunktionen an den exponierteren Lagen. Eine Ausnahme bildet die Bebauung im nördlichen Wettbewerbsgebiet: Hier werden an den Gleisen Gewerbe- und lärmgeschützte Wohnnutzungen gestapelt, um ein Freihalten des östlichen Naturraumes zu ermöglichen.

Entlang des Freiraumbandes reihen sich wichtige Quartiersfunktionen aneinander: der Schulcampus, der CYC-Hub und der Kiez Baustein. Der zentrale CYC-Hub dient als Kreislaufschnittstelle, Quartiersmitte und Mobilitätsstation mit Sharing- und Repair-Angeboten, sowie als Quartiersgarage und Energiezentrale. Infrastrukturelle Angebote sind mit Funktionen der Nahversorgung, wie einem Supermarkt und Bäcker, gekoppelt und erleichtern so Wege im Alltag. Die Dachflächen des CYC-Hubs sind mit Spiel- und Sportangeboten programmiert und öffentlich zugänglich.

Im Osten schirmen Lärmschutzbebauungen die südlichen Bestandsquartiere vom Bahnlärm ab und rahmen einen Platz des Ankommens am S-Bahnhof Hirschgarten. Im angrenzenden Freiraum werden Bestandshallen als „Identitätsstifter“ erhalten und für gemeinschaftliche Nutzungen vorgesehen.

FREIRAUMKONZEPT

Das von Bebauung freigehaltene nordöstliche Planungsgebiet erweitert die Mittelheide um ein artenreiches Waldstück in das Quartier. Die landschaftliche Entwicklung schützt bestehenden Biotope. Bereits befestigte Flächen bilden die Grundlage des Wegesystems. Waldcafés, Spiel- und Sportflächen machen den Raum für die Anwohnenden attraktiv und leiten in das angrenzende Naherholungsgebiet. Nach Westen entwickelt sich der Grünraum als bahnbegleitender Biotopstreifen, der die Verbindung zur Bahnhofstraße und zur Wuhle herstellt.

Entlang der Gleise im Süden zieht sich ein Fuß- und Radweg, grüne Höfe der angrenzenden Bebauung weiten den Raum punktuell auf. Im Kontext der Gewerbebauten im Osten bilden Biotopflächen der ehemaligen Gleisharfe einen Gleispark aus, der als urbaner Freiraum mit Spiel- und Sportangeboten, Urban Gardening, Skateanlagen und Garten- und Aufenthaltsflächen in den umgenutzten Bahnhallen programmiert wird. 

Im zentralen Wohnquartier befindet sich ein vernetzendes grünes Band mit Spiel- und Erholungsfunktionen. Zusammen mit dem Schulsportplatz und dem Schulgarten entsteht ein klimatisch wirksamer grüner Puffer. Über die Ostumfahrung hinweg entwickelt sich das grüne Band zum Quartiersplatz und bindet den CYC-Hub mit ein. Aktive Erdgeschosse rahmen und beleben den Platz als einen nachbarschaftlichen Treffpunkt. Im Osten gehen Platz und Gleispark ineinander über, es entsteht eine durchgehende Freiraumverbindung von Bahnhofstraße bis zum Hirschgarten.

Die Erpeaue im Süden wird als attraktiver Grünraum über die offenen Bebauungsstrukturen mit dem Quartier verzahnt und in angemessener Distanz baulich gefasst.

REGENWASSERKONZEPT

Das Regenwassermanagement zielt auf ein abflussarmes Quartier und die Minderung von Frischwasserverbrauch ab. Die grünen Höfe, Staudächer und Modellierung der Flächen regulieren Starkregenereignisse. Die Verwendung von Zisternen sichert Wasserreserven in Trockenphasen. Verdunstung aus Wasserflächen und über Vegetation verbessert das Mikroklima an hitzebelasteten Orten.

Im Straßenraum wird Wasser in Grünflächen aufgefangen, über belebte Bodenschichten gereinigt und in Baumrigolen gespeichert. Wasser von Dächern und öffentlichen Flächen ohne KFZ-Verkehr wird in Zisternen gesammelt und zur Bewässerung in Trockenphasen genutzt, sowie als Betriebswasser im Gebäude.

ENERGIEKONZEPT

Das neue Quartier setzt konsequent auf die Nutzung erneuerbarer Energien. Energiezentralen im Norden und Süden versorgen die Gebäude mit Wärme, Kälte und Strom und schalten sich zu einem Smart-Grid zusammen, dass Erzeugung, Speicherung und Verbrauch koordiniert.

Reversible Wärmepumpen in den Energiezentralen stellen im Winter Wärme und im Sommer Kälte bereit. Als Energiequelle wird oberflächennahe Geothermie genutzt, die über Erdwärmesonden unter öffentlichen Plätzen und Baufeldern entnommen wird. Es wird davon ausgegangen, dass die oberflächennahe Geothermie bis zu einer Tiefe von ca. 100m verfügbar ist und die Grundlast im Heiz- und Kühlbetrieb deckt. Zur Abdeckung der Spitzenlast werden Luftwärmepumpen eingesetzt.

Strom wird aus PV-Dachanlagen, sowie an geeigneten Fassaden erzeugt. Um einen klimaneutralen Betrieb zu erreichen, wird ca. 70% Dachfläche und 30% Fassadenfläche für PV vorgehalten.

KLIMAKONZEPT

Zur Gewährleistung eines ganzjährig angenehmen Mikroklimas übernehmen die Freiräume vielfältige Aufgaben, von der Konditionierung der Luft bis hin zu der Durchlüftung und Kühlung des Quartiers. Um dies zu gewährleisten, wurde planungsbegleitend eine Klimaanalyse durchgeführt und Maßnahmen zur Verbesserung des Mikroklimas in die Planung integriert.

Optimierte Gebäudestrukturen und großkronige Bäume ermöglichen eine Verschattung an exponierten Orten. Intensive Dachbegrünung sowie begrünte Fassaden sorgen für einen zusätzlichen Kühlungseffekt.

Offene Bebauungsstrukturen und großflächige Freiräume ermöglicht eine ganztägige Durchlüftung und Versorgung mit Kaltluft, insbesondere die geöffneten Blockstrukturen verstärkt diesen Effekt.

Das zusammenhängende Grünflächensystem sorgt für verschattete, kühle Bereiche am Tag und Kaltluftversorgung in der Nacht. Außerdem wird eine Vielzahl an zentralen Klimakomforträumen definiert, die insbesondere für vulnerable Gruppen gut erreichbar sind.

KREISLAUFWIRTSCHAFT UND KLIMANEUTRALES BAUEN

Mit einem innovativen Kreislaufwirtschaftsansatz setzen die Köpenicker Gleislandschaften neue Maßstäbe für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Das gelingt nicht nur durch den CO2-neutralen Betrieb des Quartiers, sondern auch durch nutzungsflexible Gebäudegestaltung, energieschonende und rezyklierbare Bauweisen und CO2-speichernde Materialien.

Eine quartiersweite Zirkularitätsstrategie für Neubauten berücksichtigt bereits bei der Planung, dass Materialien sortenrein trennbar und entweder im biologischen oder im technischen Kreislauf zurückführbar sind.

Eine Integration des Quartiers in die lokalen Stoffkreisläufe wird durch das Energie- und Regenwasserkonzept sichergestellt. Der CYC-Hub mit Werkstatt und Maker Space fungiert als lokales Reallabor, das Ressourcenschonung, Materialwiederverwendung und Abfallvermeidung im Alltag fördert. Die Freiraumgestaltung greift den Kreislaufansatzes auf, indem Stadtmobiliar (z.B. Sitzbänke oder Spielelemente) aus Recyclingmaterial hergestellt wird und Substrate in den Außenanlagen mit Rezyklaten angereichert werden. Sharing Angebote ergänzen den Kreislaufansatz im Bereich der Mobilität, aber auch durch Food-, Flächen- oder Werkzeugsharing und fördern eine suffiziente Lebensweise der Bewohner*Innen.