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Ergebnisvorstellung des Leitfadens „Rückbau mit System“

Zusammenfassung der Abschlussveranstaltung „Rückbau mit System“ vom 07.05.2024

Am 7. Mai fand der vierte und vorerst letzte Fachdialog „Rückbau mit System“ statt, zu dem die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) in die Brunnenstraße 111 eingeladen hat. Nachdem bei den ersten drei Veranstaltungen in intensiven Workshops durch die Teilnehmenden konstruktive Vorschläge sowie praktische Inhalte für den Leitfaden zur Erstellung eines Rückbau- und Entsorgungskonzeptes erarbeitet wurden, sollte die Abschlussveranstaltung den Weg zur Erstellung des Leitfadens nachzeichnen und das Ergebnis präsentieren. Darüber hinaus waren Fachpersonen aus der Bau-, Abfall- und Entsorgungsbranche sowie aus der Verwaltung geladen, um den Leitfaden im Rahmen einer Paneldiskussion zu beleuchten. 

Zunächst begrüßte Dr. Benjamin Bongardt, Referatsleiter für Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung, umweltfreundliche Beschaffung und Stadtsauberkeit in der SenMVKU, die Gäste. Anschließend erläuterte Ulf Berger, Gruppenleiter Technik der Kreislaufwirtschaft, Bauabfälle, gefährliche Abfälle bei der SenMVKU, die Bedeutung des Leitfadens für Berlin. Dabei sprach er unter anderem über die Rechtsgrundlagen der derzeit bestehenden Pflichten bei Rückbaumaßnahmen und betonte die Vorteile eines Rückbaukonzepts.

Das Foto zeigt einen Saal mit Blick zur Stirnseite. Der Saal ist gefüllt mit Publikum und an der Stirnseite hält jemand einen Vortrag.

Im Anschluss wurden die Inhalte des Leitfadens von Mathias Failing, Geschäftsführer der an der Ausarbeitung beteiligten GSU mbH, vorgestellt: Als übergeordnetes Ziel des Leitfadens wurde formuliert, durch Wiederverwendung und Recycling eine Steigerung der Ressourceneffizienz zu erreichen sowie das derzeitige Bauabfallaufkommen deutlich zu reduzieren. Mit Hilfe des Leitfadens soll der Aufbau und die Datenerfassung von Rückbau- und Entsorgungskonzepten standardisiert und so die Kreislaufwirtschaft im Bausektor gestärkt werden. Um dies zu erreichen, wurde der zeitliche Ablauf der Arbeitsschritte beschrieben und zusätzlich eine anwendbare Gliederung sowie ein Rückbau- und Entsorgungskataster konkretisiert. Mit einer beigefügten Ausfüllhilfe, die Vorschläge zur Bearbeitung der einzelnen Gliederungspunkte beinhaltet, wird die Anwendung zusätzlich illustriert. Kernelement des Leitfadens ist das Bauteil- und Entsorgungskataster. Der tabellarische Aufbau unterstützt die standardisierte Erfassung der Abfallmengen und der Bauelemente, indem darin alle Abbruchmaterialien erfasst und deren mögliche Wiederverwendung, Verwertungs- oder Entsorgungswege geplant und festgehalten werden. Die thematischen Bausteine wurden in den vorangegangenen Veranstaltungen von den Teilnehmenden diskutiert und mit der Perspektive aus dem jeweiligen Fachgebiet auf die Umsetzbarkeit in die Praxis geprüft. 

Matthias Failing endete die Vorstellung des Leitfadens mit einem Ausblick in die Zukunft und betonte, dass der Leitfaden zur Erstellung eines Rückbau- und Entsorgungskonzepts einem dynamischen Prozess unterliege und stetig aktualisiert und weiterentwickelt werden solle. 

Das Foto zeigt zwei Referenten und eine Referentin.
Das Foto zeigt eine Referentin und einen Referenten.

 

Rege Paneldiskussion widmete sich der Anwendung in der Praxis

Nach der Vorstellung des Leitfadens folgte eine Paneldiskussion. Fokus waren Themen- und Geltungsbereiche, die durch die Umsetzung des Leitfadens in die Praxis berührt werden.

Es nahmen teil:

  1. Antonia Diel (Wissenschaftliche Referentin für Klimawandel und Circular City bei der Stiftung Bauakademie)
  2. Dr. Jens Nusser (Anwalt und Partner bei Sozietät Franßen & Nusser) 
  3. Sandra Giern (Geschäftsführerin für den Bereich Technik beim Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft),
  4. Ralf Pietsch (Geschäftsführer des Abbruchverband Nord e.V.),
  5. Ulf Berger (Gruppenleiter Technik der Kreislaufwirtschaft, Bauabfälle, gefährliche Abfälle bei der Senatsverwaltung für Mobilität, Umwelt und Verkehr)

Die Frage, wie die verschiedenen am Bau beteiligten Akteur*innen ohne Verpflichtung dazu bewegt werden können, den Leitfaden in der Praxis anzuwenden, wurde dabei besonders intensiv diskutiert. Die Panelist*innen waren sich einig, dass insbesondere der Einsatz monetärer Hebel und wirtschaftlicher Anreize dafür sorgen könnte, die Anwendung des Rückbau- und Entsorgungskonzepts sicherzustellen. Ralf Pietsch äußerte das Ziel, es müsse zukünftig möglich sein, durch die Verwendung recycelter Produkte günstiger zu bauen als mit neuen Baustoffen.

Neben den potenziellen Hebeln für die Anwendung des Leitfadens wurde darüber hinaus auch eingehend über die rechtliche Verankerung, die Anfertigung von Machbarkeitsstudien sowie das zukünftige Monitoring des Projekts diskutiert. Das Publikum zeigte sich dabei ausgesprochen teilnahmefreudig und es entstand eine dynamische Diskussion und ein reger Austausch. 

Das Foto zeigt den Saal mit Blick zur Stirnseite, wo sechs Personen vor Publikum diskutieren.

 

„Einfach mal anfangen“

Den inhaltlichen Schlusspunkt der Diskussion setzte ein Plädoyer aus dem Publikum, dass vor dem Hintergrund der Klimakrise baldmöglichst und intensiv mit dem Handeln zu beginnen ist. Dazu passte die durch Ralf Pietsch formulierte Forderung nach Praxisbeispielen und dass es nun an der Zeit sei, „einfach mal anzufangen“.

Einig waren sich alle Teilnehmenden auch darin, dass die Veranstaltungsreihe nicht allein wegen der Ausarbeitung des Leitfadens ein Erfolg war. Sondern auch der durch die Workshops angestoßene Dialog zwischen den Teilnehmenden, der durch ein hohes Maß an Offenheit geprägt war, sowie die Bildung eines gemeinsamen Netzwerks an Expert*innen wurde als konstruktiv wahrgenommen. Das wurde im Anschluss an die Veranstaltung noch einmal deutlich, als die Teilnehmenden bei Kaffee und Kuchen die Möglichkeit nutzten, sich tiefergehend untereinander auszutauschen.

Wir danken allen Teilnehmenden für den gezeigten Einsatz und die Bereitschaft, den Prozess mit großem Interesse und Engagement mitzugestalten. 

Der ausgearbeitete Leitfaden wird im Juni veröffentlicht. Er ist als „lebendes“ Dokument gestaltet, das einer stetigen Weiterentwicklung unterliegt und dessen Anwendung in der Zukunft dabei helfen wird, den Rückbau mit System zu gestalten.