Keine sinnlosen Verbote, Teil 2: Der See könnte angeblich „umkippen“, wenn Menschen von allen Seiten darin baden
Auch dieses Argument entbehrt jeder Grundlage. Das „Umkippen“, also übermäßiges Algenwachstum ist eine Folge von mehreren Komponenten. Im Wesentlichen sind dies das Angebot von Phosphaten und Nitraten, die Temperatur des Wassers und die Länge der Sonneneinstrahlung. Riesige Mengen von Blättern fallen jeden Herbst in den See. Sie sammeln sich als nährstoffreicher Faulschlamm an. Auf den Grund des Sees ist wenig Sauerstoff vorhanden, was die Reduktion von Eisen(III)-Phosphat zu Phosphat beschleunigt. Zusammen mit den Exkrementen der Wasservögel wird so das „Nahrungsangebot“ für Algenwachstum erzeugt. Die Badenden spielen hier keine Rolle.
Es ist also sinnlos, den Uferbereich einzuzäunen und das Baden von allen Seiten des Sees zu verbieten. Durch wissenschaftlich dokumentierte Sanierungsmaßnahmen von Seen haben sich zwei Methoden bewährt, die Sauerstoffkonzentration in Seen zu erhöhen und so das „Umkippen“ rückgängig zu machen. Einerseits kann man (wie z.B. vor Jahren im Großglienicker See) für mehrere Jahre Luft ansaugen und von unten über viele kleine Düsen in das Wasser blasen. Andererseits haben sich bei relativ flachen Seen (wie dem Weißen See) auch Methoden bewährt, mit denen das sauerstoffreiche Oberflächenwasser angesaugt und in die Tiefe gepumpt wird. Dadurch durchmischen sich die sonst separierten Wasserschichten. Beide Methoden sind oft in Deutschland erfolgreich angewandt worden und sollten auch im Weißen See verwendet werden.
Verständlich, wenngleich erstaunlich ist es zudem, dass das Baden im Nichtschwimmerbereich des Strandbades nicht schon lange aus hygienischen Gründen verboten wurde. Der Wasserspiegel des Sees ist so niedrig, dass hier die Kinder in einer flachen Brühe baden müssen, die zudem mit Urin angereichert ist. Vermutlich haben sich dort auch viele Keime angesammelt. Dieses Wasser kann sich nur wenig mit dem des Sees vermischen. Das ist in den Uferbereichen anders. Für Eltern gilt also: hygienisch unbedenkliches Baden ist für die Kleinen nur am Ufer, nicht aber im Strandbad möglich.