Den einzigartigen Kultur- und Begegnungsort Mauerpark erhalten
Seit vielen Jahren verbringe ich jeden Sonntag im Mauerpark. Ich treffe mich dort mit meinen Freund*innen, höre Musik, tanze und spiele Djembe. Der Mauerpark ist aber nicht einfach nur ein Park zum Erholen und Entspannen.Das kann man dort zwar auch, dafür gibt es aber viele andere und weitaus schönere Parks in Berlin. Der Mauerpark ist ein Ort, der weit über Berlin und Deutschland hinaus bekannt ist und internationale Bedeutung besitzt. Für mich ist der Park insbesondere am Sonntag ein weltweit einzigartiger Ort der Begegnung mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen, verschiedenen Generationen und sozialen Schichten, ein Ort der Kunst, der Musik, des kreativen Austauschs. Da sich an diesem besonderen Ort innerhalb des ehemaligen Todesstreifens Menschen unterschiedlichster Herkunft, Religion und Kultur relativ konfliktfrei begegnen und voneinander lernen, ist der Mauerpark für mich konkret gelebte Völkerverständigung, Friedenserziehung und Gewaltprävention. Das hat große Bedeutung in Zeiten, wo Kriege und gewalttätige Konflikte weltweit zunehmen. Der Mauerpark ist auch ein Ort, der zur Integration der in Berlin lebenden Flüchtlinge beiträgt. Ebenso bietet der Mauerpark Menschen mit wenig oder gar keinem Geld kulturelle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Gleichzeitig ist der Mauerpark für mich und viele andere Menschen ein Ort der Therapie, da er der zunehmenden Vereinzelung der Menschen entgegenwirkt und einsamen und depressiven Menschen die Möglichkeit bietet, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ihr Leben zu verändern. Ein wesentlicher Bestandteil der Sonntage im Mauerpark ist die Musik, als eine der ältesten Kommunikationsformen der Menschheit, eine universelle Sprache zur Verständigung zwischen den Menschen und Völkern. Der Mauerpark ist der einzige Ort innerhalb Berlins (und einer der wenigen Orte weltweit), wo Menschen sich spontan treffen können, um jenseits von kommerziellen Interessen gemeinsam Musik zu machen oder internationalen Musiker*innen und Bands unterschiedlichster Stilrichtungen zu lauschen oder gemeinsam zu tanzen und zu singen.
Was sollte sich im Mauerpark verändern? Für mich ist vor allem wichtig, daß uns dieser seit vielen Jahren organisch gewachsene soziokulturelle Raum in der jetzigen Form am Sonntag erhalten bleibt. Das Herz des Mauerparks ist die Musik. Zur Zeit gibt es Versuche einzelner Anwohner*innen, Druck auf Politik, Polizei und Ordnungsamt auszuüben, um jegliche Musik oder subjektiv als besonders laut empfundene Musik zu unterbinden. Gleichzeitig wird willkürlich gegen einzelne Musiker*innen und Bands Anzeige erstattet, ohne vorher Rücksprache zu halten, ob man eventuell Kompromisse bezüglich der Lautstärke finden kann. Zeitweise mag es ja vielleicht wirklich etwas laut werden im Mauerpark. Das betrifft jedoch nur wenige Stunden am Sonntagnachmittag und -abend in den Sommermonaten, was ich in Anbetracht des weltweit einzigartigen Charakters des sonntäglichen Mauerparks für durchaus zumutbar halte. Das Musikmachen im Mauerpark zu unterbinden oder elektrisch verstärkte Musik, bestimmte Musikrichtungen und Musikintrumente zu verbieten, würde die Vielfalt und den besonderen Charakter des Mauerparks zerstören. Ich würde mir wünschen, daß ich und die anderen Musiker*innen Schutz und Rechtssicherheit bekommen vor Anwohner*innen, die versuchen, uns zu kriminalisieren. Vielleicht gibt es auch Möglichkeiten, mit landschaftsgärtnerischen Mitteln die Akustik im Mauerpark so zu verändern, daß die betroffenen Anwohner*innen sich weniger belästigt fühlen (z.B. durch das Anlegen von Hügeln, Erdwällen, Lärmschutzwänden, geräuschmindernden Hecken...). Bei allem Verständnis für das Ruhebedürfnis einzelner Anwohner*innen: bitte raubt dem Mauerpark nicht sein Herz - die Musik! Ihr würdet unzähligen Menschen einen Ort nehmen, der ihnen sehr viel bedeutet!