Bezirkliche Klimaschutzbüros
In Kürze:
Vorgeschlagen wird im Folgenden die Einrichtung Bezirklicher Klimaschutzbüros, wobei "bezirklich" dabei bedeuten soll: Idealerweise ein Klimaschutzbüro pro Bezirk, also hinreichend bürger*innennah.
Diesem Vorschlag liegt insbesondere die Idee zugrunde, dass eine ernsthafte Transformation der Stadt in Richtung zu mehr Klimaschutz auf bezirklicher Ebene Räume braucht, an denen Handlung und Kommunikation sowie Diskussion und Austausch stattfinden kann und sichtbar wird.
Einzelne Aspekte der Maßnahmen Ü-01 bis Ü-06 finden sich dementsprechend in hierin gebündelt wieder.
Hier der Vorschlag in detaillierter Form:
Darstellung eines bezirklichen Klimaschutzbüros
Im Folgenden wird eine Skizze zu einem bezirklichen Klimaschutzbüro entworfen. Der Impuls zu der Idee kam aus einer Bürger*innenrunde, die sich im August 2019 als Antwort auf die Ausrufung des Klimanotstandes im Bezirk Pankow formiert hatte. Im Verlauf der folgenden Monate wurde der Wunsch nach einem solchen Büro mit Unterstützung der Zählgemeinschaft im Rahmen eines Antrages der BVV Pankow Rechnung getragen. Bzgl. der Finanzierung eines solchen Büros gibt es bisher keine schlüssigen Konzepte, das BEK bietet hier aber den richtigen Rahmen.
Erscheinung und Ausstattung Das angestrebte Klimaschutzbüro ist gedacht als das sichtbare Aushängeschild für den Klimaschutz als einer gesamtgesellschaftlichen Querschnittsaufgabe im Bezirk. Es soll das wesentliche Bindeglied darstellen zwischen Bürger*innenschaft und Verwaltung in den Belangen der notwendigen Anpassungs- und Transformationsprozesse. Es sollte bezirkszentral, in einem ebenerdigen Ladengeschäft barrierefrei angesiedelt sein und personell von zwei Vollzeitstellenäquivalenten getragen werden. Im Hinblick auf seine Ausstattung könnte es den Charakter eines Kiezbüros haben: Kleine Teeküche, Präsentationsmaterial, Mobiliar und Bestuhlung für kleine bis mittlere Veranstaltungen, EDV, Beamer, etc. Der Bezirk Spandau betreibt mit der KlimaWerkstatt Spandau seit 2013 eine solche Einrichtung als Agentur für Klimaschutz und Regionalwirtschaft (www.klimawerkstatt-spandau.de). Die Qualifizierung der Stellen sollte sich an den Kompetenzen des Kommunalen Energie- und Klimaschutzmanagements orientieren (siehe z.B. https:// www.fortbildung-klimawandel.de/fortbildungen/kommunales-energie-und-klimaschutzmanagement/).
Sinnvollerweise könnten diese Büros gleichzeitig den Stützpunkt der Klimaschutzbeauftragten der Bezirke bilden, sodass deren Arbeit hier ihre Schnittstelle zur engagierten Öffentlichkeit findet.
Die Aufgaben der Klimaschutzbüros im Einzelnen:
- Analyse und Evaluation des speziellen bezirklichen Settings Welche besonderen Potentiale hat der Bezirk für die Erbringung der gesamtstädtischen CO2-Reduktion. Analyse der Wohn-, Industrie- und Verkehrsstruktur des Bezirkes; Identifizierung potentieller Synergien (z.B. Industrieabwärmepotentiale und mögliche Nutzer; Immobilienbestände für Speichermedien). Desweiteren Analyse und Kommunikation notwendiger Anpassungsmaßnahmen im Sinne des AFoK.
(1) Beratungsangebote ⦁ gegenüber privaten und mittelständischen Immobilieneigner*innen: Beratung zu baulichen Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen: Wärmedämmung, PV, Solarthermie; Infos über Planungsschritte und Partner*innen, Fördermöglichkeiten, Regenwasserbewirtschaftung, Begrünung von Flächen. ⦁ für kleine und mittlere Unternehmen zu Klimaentlastenden Wirtschaftsformen (Energieeinsparung, Kreislaufwirtschaft (Energie, Abfall, Wasser)
- Akteursbeteiligung bei Kampagnen mit investiven Projekten: Für viele Maßnahmen mit hohem Einsparpotenzial ist es ausschlaggebend, dass nicht nur die öffentliche Hand, sondern auch private Personen und Unternehmen mithandeln. Dabei ist es essenziell, diese Menschen zu hören, mit Ihnen gemeinsam zu arbeiten und die Umsetzung der Projekte so einfach wie möglich zu gestalten. So sind öfters investive Maßnahmen am kommunalen Gebäudebestand Beispiele und sollen privaten Investoren/der Bevölkerung als Vorbild dienen, um einen flächendeckenden Effekt zu generieren. Leider verlieren viele Akteur*innen* das Interesse, wenn die bürokratischen Hindernisse zu groß, das Projekt aus den Augen verloren wird (zu langsames Voranschreiten), oder kein gutes Netzwerk von Gleichgesinnten besteht. a. Das Büro sollte also regelmäßige Treffen für Personen mit gleichen Problemen anstoßen (ggf. ausrichten) und so ein Netzwerk inklusiver gegenseitiger Unterstützung fördern. Idealerweise kann das Büro so auch identifizieren, wer aus dem Netzwerk sich anbietet, als Berater*in in anderen Projekten zu agieren und diese aktiv zu unterstützen (ggf. monetär). b. Es unterstützt durch Bereitstellung von Beispielrechnungen und Dokumentationen erfolgreicher Projektabläufe.
(2) - Anlaufstelle für private bürgerschaftliche Initiativen und Betriebe - z.B. zu Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in den Kiezen - Fassadenbegrünung, Hofbegrünung - Organisation zivilgesellschaftlicher Pflege des Stadtgrüns - nachhaltige Nutzung von Brachflächen/ Urban Gardening - Abfallvermeidung (abfallarme Feste, Clean-ups, Mehrwegangebote)
Das Büro sollte als erste Ansprechstelle fungieren und Interessent*innen einfach und effektiv an entsprechende Stellen innerhalb (Ansprechpartner*innen in den zuständigen Ämtern und Fachbereichen) sowie außerhalb (wie z.B. Förder-, Planungs-, Finanzierungsberatung, Netzwerk, oder vertrauenswürdige faire Unternehmen) weitervermitteln können. Die Mitarbeiter*innen des Büros sollten die Interessent*innen bei der Ansprache der bezirklichen Stellen unterstützen und von den Fachämtern über den weiteren Gang der Projekte/Maßnahmen in regelmäßigen Abständen informiert werden.
Das Umweltbüro sollte als bezirklicher Knotenpunkt die Vernetzung von Akteuren fördern: Es sollten regelmäßige Treffen für Personen mit gleichen Problemen anstoßen (ggf. ausrichten) und so ein Netzwerk inklusiver gegenseitiger Unterstützung gefördert werden. Idealerweise kann das Büro so auch identifizieren, wer aus dem Netzwerk sich anbietet, als Berater*in in anderen Projekten zu agieren und diese aktiv zu unterstützen (ggf. monetär). Darüber hinaus sollte das Büro sich mit relevanten Akteur*innen vernetzen: - lokale Umweltschutzverbände; BUND, Grüne Liga etc. - Hochschulen, einschlägige Hochschulgruppen - Vereine Die Räume sollten bürgerschaftlichen Initiativen und Organisationen unbürokratisch und kostenfrei für Treffen zur Verfügung stehen.
(3) Öffentlichkeitsarbeit - Kommunikation bezirklicher Klimaschutz-Maßnahmen in Richtung der Bürgerschaft durch Veranstaltung und Moderation begleitender Diskussionsveranstaltungen - z.B. zu langfristiger Verkehrsbeeinflussung / Parkraumbewirtschaftung - Errichtung von Kiezblockstrukturen - Sonstige klimarelevanten (Groß)Projekte im Bezirk
Darüber hinaus müssen Klimaschutzmaßnahmen für die Öffentlichkeit sichtbar sein, damit sie zur Normalität werden. Dabei können verschiedene Möglichkeiten genutzt werden, wie z.B. eine Infotafel an Umsetzungsorten oder die Bereitstellung von Beispielrechnungen und Dokumentationen von erfolgreichen Projektabläufen.
- Internetplattform Der Internetauftritt des Büros sollte möglichst alle Klimaschutzaktivitäten im Bezirk aufzeigen. Damit kann auch ein glaubhaftes Monitoring über die bisherige Einsparung und das noch offene Potenzial betrieben werden. Ideen, angehende und auch abgeschlossene Projekte zur CO2-Reduzierung sollten positiv dargestellt sein und wenn möglich ein/e Ansprechpartner*in aufzeigen, um Interessierten eine schnelle Kontaktaufnahme zu ermöglichen. Ggf. können auch (lokale) Expert*innen und engagierte Bewohner*innen ihre Expertise hier anbieten.
- Veranstaltungen zu Klimaschutz relevanten Themen Durch ein monatliches Angebot an unterschiedlichen Veranstaltungsformaten (wissenschaftliche Vorträge, Mitmachaktionen (Reparieren, Tauschen, Upcycling), Workshops, Rundgänge zu positiven Beispielen, etc.) soll das Klimaschutzbüro auch für bisher nicht engagierte Bürger*innen sichtbar werden und zu klimaschutzfördernden Verhaltensänderungen anregen.