Bauen, bauen, bauen ... Soll das wirklich die Lösung für die Stadt von morgen sein?
Sozialer Wohnungsbau ist unerlässlich! Keine Frage. Was aber, wenn er auf eine Art und Weise realisiert wird, wie es schon jetzt in Treptow-Köpenick zu beklagen ist?
Zum Beispiel:
- Bebaut wird jede irgendwie noch zur Verfügung stehende Restfläche der öffentlichen Hand. Auf Kosten schattenspendender und das Stadtklima kühlender Bäume und Grünanlagen. Wie war das nochmal mit dem für Berlin festgestellten Klimanotstand?
- Gebaut wird, ohne neben dem dringend benötigten preiswerten Wohnraum gleich im Vorfeld auch die dringend nötige Infrastruktur mitzuplanen (Schulen, Kitas, Nahversorgung, ÖPNV, medizinische Versorgung usw.). Wie wäre es mal mit integriertem, ressortübergreifendem Planen und Bauen in Berlin-Treptow/Köpenick?
- Gebaut wird im Bezirk zumeist ohne jegliche Bürger*innenbeteiligung. Nur dort, wo der Kommune Beteiligung zwingend vorgeschrieben ist (oder Quartiersmanagement, Integrationsmanagement o.ä. tätig ist) gibt es manchmal kleine Beteiligungsprozesse - von denen dann jedoch kaum ein*e Bürger*in erfährt. Zu welchem Groll das bei betroffenen Bürger*innen führt, kann gerade exemplarisch an den Nachverdichtungsvorhaben der DEGEWO in Spindlersfeld und am Kietzer Feld sowie der WBG Amtsfeld im Allendeviertel 1 betrachtet werden. Wie wäre es denn mal damit, frühzeitige Bürger*innenbeteiligung nicht nur zur Ausnahme, sondern zur Regel werden zu lassen?
- Baugenehmigungen für private Investitionen im Wohnungsbau - bei Mietwohnungen meist im Hochpreissegment, oder gleich als Eigentumswohnanlagen - wurden und werden von den genehmigenden Behörden - gefühlt - glatt durchgewinkt. Wie wäre es denn mal damit, nicht - gefühlt - jedem bauwütigen Investor gleich den roten Teppich auszurollen?
Und: Sozialer Wohnungsbau in Berlin ist nicht das allein seligmachende Geheimrezept, um die Stadt auch in Zukunft für Otto Normalverbraucher lebenswert zu machen. Insbesondere nach dem Fall des Mietendeckels in Berlin ist eine zweite Säule dringend nötig: die Regulierung des Wohnungsmarkts. Schon jetzt ist in Treptow-Köpenick deutlich zu spüren, wie die Preise bei Neuvermietung - in Erwartung der zuziehenden Mitarbeiter*innen des im Bau befindlichen Tesla-Werks in Grünheide - kräftig anziehen.
Statt einer bezirklichen Werbeveranstaltung für die Notwendigkeit des Sozialen Wohnungsbaus in Treptow-Köpenick erwarte ich als Bürgerin und jahrzehntelange Einwohnerin des Bezirks eigentlich endlich mal eine m.E. dringend nötige Regionalkonferenz mit breiterem Themenansatz (Bauen/Verkehr/Infrastruktur u.a.) - unter Beteiligung aller verantwortlicher Senatsverwaltungen, der BVG, der DB etc. Aber leider liegt Köpenick außerhalb des S-Bahnrings, also quasi zumeist außer Sichtweite des Landes Berlin.