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Tramverlängerung der M10 möglich, aber nur unter Umgehung von Wrangelkiez und Görli

Eine Tram kann die verkehrliche Anbindung verbessern, je nachdem wo sie verläuft und wie die bisherige Ausstattung mit ÖPNV in diesem Bereich bereits ist.

Es müsste mal bekanntgemacht werden, wie genau die angedachte Tram-Route, die Verlängerung der Tram M 10 von der Warschauer Straße bis zum Hermannplatz, nun verlaufen soll und ob, wo und in welcher baulichen Form der Wrangelkiez von der Routenführung betroffen sein soll. Dies ist seit der Bürgerbeteiligung im Jahr 2018 immer noch nicht öffentlich gemacht worden.

Der Wrangelkiez ist seit den 80er Jahren ein verkehrsberuhigtes Wohnquartier und die Straßen bieten neben der verkehrlichen Funktion durch die häufig breiten Bürgersteige viel Platz für Aufenthalt, auch Außengastronomie. Eine Tram-Trasse würde auf Kosten dieser Aufenthaltsmöglichkeiten Platz beanspruchen und kann je nach Örtlichkeit und Planung auch die bisherige verkehrliche Funktion der Straße einschränken (beispielsweise durch Beeinträchtigung des Radverkehrs auch durch die Gefahr von Rad/Schienenunfällen oder durch schmalere Gehwege).

Die Elektrifizierung einer Tramtrasse oberhalb der Züge beeinflusst das Straßenbild. Insgesamt wird das Straßenbild verändert und „städtischer geprägt“, auch durch die Gleise und Haltestellen.

Die M 10 fährt derzeit tagsüber im Fünf-Minuten-Takt, das bedeutet bei Zweirichtungsverkehr, dass rein rechnerisch in einem Straßenabschnitt alle 2,5 Minuten eine Tram hindurchfährt. Dies verändert die atmosphärische Wahrnehmung des betroffenen Straßenabschnitts bedeutend und hat auch entsprechende Lärmauswirkungen und in gewissem Umfang erhöhte Unfallgefahren zur Folge. Der Wrangelkiez ist zudem nicht einfach eine Ansammlung gründerzeitlicher Wohnblöcke wie an vielen Orten der Stadt, sondern durch die besondere räumliche Lage und die geschichtliche Entwicklung ein sehr einheitliches, geschlossenes Wohnquartier mit einem gemeinsamen, kollektiven Geist. Sollte eine unvermeidbar sehr präsente und hochfrequente Tramlinie M 10 nicht nur am Kiez vorbeiführen, sondern ihn durchqueren, wäre faktisch dieser „Organismus Wrangelkiez“ in zwei Bereiche zerschnitten.

Der Görlitzer Park wurde in den 90er Jahren im Ergebnis von sehr, sehr viel bürgerschaftlichem Engagement fertiggestellt, worüber ich als Anwohner staune und wofür ich sehr dankbar bin. Er ist angesichts der großen Grünnachfrage aus dem Reichenberger- und dem Wrangelkiez und seit den letzten zehn Jahren auch für sonstige Besucher von weiter her von großer Bedeutung. Er stellt für zunehmend gestresste Städter einen zur Gesunderhaltung und Freizeitgestaltung unverzichtbaren Erholungsraum dar. Er wurde von den Anwohnern initiiert und für die Anwohner der umgebenden, hochverdichteten Bebauung als Nachbarschaftspark errichtet. Der Görlitzer Park braucht daher auch keinen zusätzlichen Tramanschluss. Was schon für den Wrangelkiez gesagt wurde, gilt für den Görlitzer Park umso mehr: Eine Linienführung durch den Park würde den Park angesichts der Wirkung der gebauten Infrastruktur mit den Oberleitungen und den alle 2,5 Minuten sichtbaren Tramzügen regelrecht zweiteilen und den geschlossenen Charakter des Parkes zerstören, hieran ändert auch eine evtl. (und evtl. hinsichtlich unerwünschtem Kinderspiel auch nicht anzuratende) Gleisbegrünung nichts. Bei Führung auf ebener Erde bestünden aus meiner Sicht für den Standort einer Grünanlage nicht akzeptable Unfallrisiken für spielende Kinder. Ein Park sollte ein Schutzraum sein, in dem sich alle unbefangen bewegen können müssen, ohne Angst vor möglichen Verkehrsunfällen. Eltern dürfen in einem solchen Erholungsraum keine Angst haben müssen, dass ihre Kinder, die frei umherlaufen und spielen, durch eine Tram gefährdet werden können. Kinder bewegen sich auch unberechenbar, das wäre auch für die Zugführer der Trams eine Belastung. Kinderspiel und Tram am selben Ort in einem so kleinen und überdurchschnittlich stark frequentierten und daher dringend in maximaler Qualität benötigten Erholungsgrünraum sind nicht verantwortlich kombinierbar.

Eine etwaige Tramlinie auf ebener Erde im Park würde die in einer Abwägung sehr hoch zu gewichtende, dringend benötigte Erholungsfunktion und auch die einheitliche, geschlossene Gesamtwirkung des Parks unzumutbar beeinträchtigen und muss daher am Görlitzer Park vorbeiführen. Eine Führung der Tram-M 10 – Verlängerung durch den Wrangelkiez und Görlitzer Park sind nachteilig und daher auszuschließen.

Bei den im Jahr 2018 veröffentlichten Trassenvarianten war auch von einer Linienführungsvariante „Skalitzer Straße – Spreewaldplatz – Ohlauer Straße – Friedelstraße – Reuterstraße - Sonnenallee – Hermannplatz“ die Rede. Eine solche Linienführung vermeidet die Benutzung untergeordneter Anwohnerstraßen im Wrangelkiez und anderswo und eine Querung des Görlitzer Parks. Die hier genannten, breiten Straßen sind vom Charakter her besser als Straßen des Wrangelkiezes für die Integration einer hochfrequenten Tramlinie geeignet (Dies gilt unabhängig von dem Umstand, dass allein der Straßenquerschnitt schmalerer Straßen, technisch gesehen, für die Unterbringung einer Tram bei Beachtung der Mindeststandards ausreichen könnte. Straßenräume sind mehr als die in ihnen mögliche technische Machbarkeit).

Obwohl durch die Senatsverkehrsverwaltung bereits im Jahr 2018 eine Bürgerbeteiligung zur Tramvariantenführung durchgeführt wurde (https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-kreuzberg-strassenbahn-im-goerli-um-diese-7-trassen-geht-es/23638160.html), wurde bis heute nicht veröffentlicht und begründet, zu welcher Variantenentscheidung man gelangt ist. Die Senatsverkehrsverwaltung soll die Entscheidung zur Trassenführung veröffentlichen.

Dirk Faulenbach erstellt am
Referenznr.: 2021-11114

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