Normalisierung der Verkehrsinfrastruktur im Grenzbereich der Städte Berlin und Falkensee
Normalisierung der Verkehrsinfrastruktur im Bereich der direkt aneinandergrenzenden Städte Berlin (Spandau) und Falkensee (Falkenhöh)
Nach über 30 Jahren des Wegfalls der innerdeutschen Grenze zwischen Berlin und der direkt im Westen angrenzenden Stad Falkensee entspricht die vorhandene Verkehrsinfrastruktur nicht annähernd den heutigen Erfordernissen. Obwohl die Einwohnerzahl von Falkensee sich seit der Wende mehr als verdoppelt hat und der Pendlerverkehr zwischen beiden Städten ständig zunimmt, gibt es zum Nachteil der hier lebenden Menschen einen seit Jahrzehnten auf niedrigstem Niveau einbetonierten Status Quo. Insbesondere die Bewohner der grenznahen Gartenstadt Falkenhöh haben darunter zu leiden, dass hier die ansonsten im Berliner Umland allgemein üblichen infrastrukturellen Verkehrsstandards nicht vorhanden sind.
Bahnverbindungen
Sämtliche Orte und Städte im Umfeld von Berlin (Potsdam, Königs-Wusterhausen, Bernau, Oranienburg usw.) sind über das sternförmige S-Bahnnetz mit Berlin verbunden. Mit einer Ausnahme: Falkensee. Obwohl Falkensee vor dem Mauerbau bereit durch eine S-Bahn mit Berlin verbunden war, steht der tatsächliche Wiederaufbau dieser eigentlich völlig „normalen“ S-Bahnlinie in den Sternen. Wie aus den Medien zu entnehmen ist, soll jetzt bis 2023 eine Machbarkeitsstudie hierzu vorliegen. Das bedeutet, dass 33 Jahre nach der Wende eine Studie belegen soll, ob und wie eine durch den Mauerbau unterbrochene S-Bahnlinie wieder aufgebaut werden könnte oder sollte.
Diese Planungs- und Entscheidungsgeschwindigkeit ist deprimierend. Dabei gab es ja nach der Wende zunächst gute Fortschritte bei dem Wiederaufbau der Bahnverbindung nach Falkensee. Der Haltepunkt Albrechtshof wurde zügig wieder aufgebaut und später barrierefrei mit Aufzügen ausgestattet. In Spandau wurde sogar zur Vorbereitung einer zukünftigen S-Bahntrasse die Volksbibliothek für einen Abbruch freigeräumt.
Und dann gab es nur noch Stillstand bzw. sogar Verschlechterungen für die Nutzer des Haltepunkts Albrechtshof. Der hier aufgrund der Bedürfnisse der Bevölkerung zunächst wild entstandene P+R - Parkplatz wurde nicht zu einem ordentlichen Parkplatz ausgebaut und den Bedürfnissen angepasst, sondern, ganz im Gegenteil, ersatzlos beseitigt.
Nachfolgend sind einige Anregungen zu einer Beschleunigung und Verbesserung der Bahnverbindungen zwischen Berlin und Falkensee aufgeführt, die letztendlich zu einer Normalisierung der hier vorhandenen Verhältnisse führen würden.
Ziel: Schaffung von im Berliner Umland üblichen Bahnverbindungen nach Falkensee
- Vereinfachung der Regional- und Fernbahnplanung (zur Vermeidung weiterer endloser Planungen ohne Ergebnis)
- Wiederaufbau der vor dem Mauerbau vorhandenen S-Bahnstrecke
- Weiterführung der S-Bahn bis Finkenkrug
- Regionalbahnhalt in Falkensee nur noch zentral im Bhf. Falkensee
- Umgehender Baubeginn für den unstrittigen Streckenabschnitt auf dem Berliner Gebiet, eventuell mit einem temporären provisorischen Endpunkt in Albrechtshof zur schnellen Verbesserung der verkehrlichen Anbindung des hier vorhandenen dicht besiedelten Einzugsbereichs
- Schaffung eines zweiten Zugangs zur Bahnstation Albrechtshof in der Achse der Hamburger Straße einschließlich Gestaltung eines städtebaulich attraktiven Zugangs zur Bahn
- P+R - Konzept für den Streckenabschnitt erstellen und kommunizieren
- Umfangreiche Fahrradabstellanlagen im Bereich aller S-Bahnhöfe vorsehen
Busnetze
Sowohl in Berlin als auch in Falkensee gibt es jeweils ein Busnetz. Leider ist eine Verknüpfung dieser beiden Busnetze praktisch nicht vorhanden. Auf der Berliner Seite enden mehrere Linien kurz vor der Stadtgrenze. So biegt beispielsweise die BVG-Linie 137 ein paar Meter vor der Stadtgrenze ins Sackgassen-Off ab, um die eigentlich sinnvolle Anbindung des nahe liegenden dicht bewohnte Siedlungsgebiets der Gartenstadt Falkenhöh zu vermeiden. Lediglich die BVG-Linie 337 überfährt die Stadtgrenze und verbindet die beiden Städte an den Arbeitstagen im Berufsverkehr in einem 20 Minuten-Takt, an den anderen Tagen und zu den Randzeiten wesentlich seltener und in den Nachtzeiten gar nicht.
Auf der Falkenseer Seite hingegen ist eine Buslinie vorhanden, die so weit wie möglich jeden Kontakt mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln und den hier wohnenden Menschen vermeidet. Die Havelbus-Linie 652 hat lediglich eine gemeinsame Haltestelle mit der hier kreuzenden BVG-Linie. Wahrscheinlich ließ sich das aus verkehrstechnischen Gründen nicht vermeiden. Diese Havelbuslinie verbindet über die Hamburger Straße direkt das Zentrum der Gartenstadt Falkenhöh (Rondell) mit der nächstgelegenen Bahnstation Albrechtshof, jedoch ohne Bezug und direkte Haltestellen an diesen wichtigen Punkten. Diese Buslinie, obwohl vorhanden, ist faktisch für die hier wohnenden Menschen als Zubringer zur Bahnstation nicht nutzbar. Die Ignoranz der Verkehrsplaner für die tatsächlichen Bedürfnisse der hier lebenden Menschen ist an dieser Stelle nicht nur deprimierend, sondern zutiefst ärgerlich. Gäbe es einen Preis für den sinnlosesten Busstreckenabschnitt Deutschlands, hätte die Havelbus-Linie 652 gute Chancen diesen, zumindest für den beschriebenen Abschnitt, zu gewinnen.
Auch hier sind seit der Wende vor über 30 Jahren keine Fortschritte zu erkennen. Ganz im Gegenteil, gegenüber der Nachwendezeit hat sich die Situation durch die Änderung der Tarifzone von B nach C für die Einwohner von Falkenhöh sogar finanziell verschlechtert.
Nachstehend sind einige Anregungen aufgeführt, die im Zuge einer Verknüpfung der beiden Busnetze zur Verbesserung der Verkehrssituation und Herstellung eines „normalen“ Zustands umgesetzt werden könnten. Sofern zusätzliche Streckenkilometer für die BVG anfallen sollten, könnte als Ausgleich auch beispielsweise ein Havelbus den Bahnhof Falkensee mit dem Rathaus Spandau verbinden.
Ziel: Herstellung sinnvoller Verknüpfungen der Busnetze von Berlin und Falkensee
- Schaffung eines echten Zubringers für die Einwohner von Falkenhöh zur Station Albrechtshof. Die BVG-Linie 337 könnte beispielsweise über die Hamburger Straße zur Station Albrechtshof geführt werden. Leere Weiterfahrten dieser Buslinie zum Bahnhof Falkensee, wie derzeit üblich, könnten eingespart werden. Im Bereich der Station Seegefeld könnte eine Endhaltestelle mit Wendeschleife entstehen.
- Auch die Weiterführung der BVG-Linien 137 oder 131 nach Falkensee wäre mit dieser neuen Streckenführung denkbar.
- Zur Verringerung der Taktzeiten könnte vor der Leibnizstraße eine Wendeschleife für Busse eingerichtet werden, die dann hier ihre Endhaltestelle hätten (beispielsweise die BVG-Linie 137 oder/und 131).
- Eventuell wäre auch eine sinnvolle Einbindung der BVG-Linie 237 in ein neues Gesamtkonzept in diesem Bereich möglich.
Straßenverbindungen
Berlin und Falkensee sind seit der Wende durch zwei 2-streifige Straßen direkt miteinander verbunden (die Querverbindung durch die Hamburger Straße nicht mit eingerechnet). An diesem Zustand hat sich auch nach 30 Jahren nichts geändert, obwohl der Fahrzeugverkehr, auch durch die damit verbundene Zunahme des Pendlerverkehrs, durch die Verdoppelung der Einwohnerzahl von Falkensee im gleichen Zeitraum sehr stark zugenommen hat. Daraus folgen endlose Staus in den verkehrsstarken Zeiten mit den damit verbundenen negativen Auswirkungen für die Umwelt (Lärm, Abgase usw.) und die betroffenen Menschen (Zeitverlust, Stress usw.). Auch hier ist kein Fortschritt gegenüber der Situation der Nachwendezeit festzustellen, sondern ebenfalls eine Verschlechterung, da eine „normale“ Anpassung des Straßensystems an die realen Bedingungen bisher nicht erfolgte.
Der naheliegende Ausbau der Spandauer Straße auf der Falkensee Seite in Fortführung des Querschnitts der auf der Berliner Seite vorhandenen Falkenseer Chaussee wäre vom Flächenbedarf her sicherlich möglich, jedoch scheitern wohl bisher alle diesbezüglichen Planungen an dem hier vorhandenen wunderbaren Baumbestand. Das ist nachvollziehbar. Außerdem wäre der durch solch einen Ausbau dann weiter zunehmende Straßenverkehr eine weitere Verschlechterung der Lebensqualität der hier lebenden Menschen.
Ein Blick auf die Landkarte macht deutlich, dass der Bau einer im Norden von Falkensee liegenden Stadtstraße mit einer direkten Verbindung nach Berlin ohne größere Schwierigkeiten möglich wäre und nur wenige Menschen von den bei einem Straßenneubau unvermeidlichen negativen Folgen betroffen wären. Eine dritte Straßenverbindung zwischen Berlin und Falkensee würde den Verkehr zwischen den beiden derzeit überlasteten Straßen auf ein staufreies „normales Maß reduzieren und auch die bereits für eine innerstädtische Nordumfahrung vorbereiteten beiden Kreisverkehre in Falkensee endlich sinnvoll nutzen.
Das Zentrum der Gartenstadt Falkenhöh besteht aus einem städtebauliches Ensemble mit einem Rondell und mehrgeschossigen Gebäuden mit Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss. Die nächstgelegene Bahnstation ist gut 1.000 Meter von diesem Zentrum entfernt. Die direkte Verbindung zwischen diesen beiden wichtigen Orten bildet eine teilweise provisorisch wirkende Anliegerstraße ohne durchgehende Gehwege: Die Hamburger Straße. Motivationslos und völlig ungestaltet verbindet diese Straße die Städte Berlin und Falkensee.
Als Ortsunkundiger würde man nicht auf die Idee kommen, dass von Falkenhöh aus gesehen in nicht allzu weiter Entfernung am anderen Ende der Hamburger Straße eine Bahnstation existiert. Nicht vorhandene Hinweise und die fehlende Gestaltung dieser Straße lassen nicht auf die Wichtigkeit dieser Verbindung schließen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden Straßenverbindungen zwischen Ortszentren und in der Nähe entstandener Bahnhöfe entsprechend der verkehrlichen Bedeutung angemessen (z.B. als Allee mit Mittelstreifen) gestaltet. Auch der Ortsunkundige konnte schon an der bewussten Gestaltung solcher Verbindungsstraßen unbewusst deren Bedeutung erkennen.
Nachfolgend sind einige Vorschläge zur Verbesserung der Straßenverbindungen zwischen Berlin und Falkensee aufgeführt, die den derzeitigen unbefriedigenden Zustand beseitigen und einen als „normal“ empfundenen Zustand herstellen.
Ziel: Sinnvolle Ergänzung und Umgestaltung von Verbindungsstraßen zwischen Berlin und Falkensee
- Bau einer grenzüberschreitenden nördlich gelegenen 2-streifigen Stadtstraße mit Fahrradwegen in Falkensee zur Anbindung an die auf der Berliner Seite gelegenen Radelandstraße.
- Anfertigung einer Machbarkeitsstudie hinsichtlich einer zusätzlichen Anbindung dieser nördlichen Straße in Falkensee an die Wasserstadtbrücke in Spandau über die Straßenzüge Niederheideweg/Cautiusstraße zur Entlastung der anderen Spandauer Havelbrücken.
- Ausbau der grenzüberschreitenden Hamburger Straße zu einer angemessenen gestalteten Hauptverbindungsstraße (z.B. als Allee mit einem einheitlichen Baumbestand) zwischen einem dicht besiedelten Ortszentrum (Gartenstadt Falkenhöh) und einer Bahnstation (zukünftiger S-Bahnhof Albrechtshof).
- Ausbau der Hamburger Straße zur Aufnahme von zusätzlichem Busverkehr wie unter „Busnetze“ erläutert.
Fahrradwege
Im Gegensatz zu den Bahn-, Bus. und Straßenverbindungen gibt es wenigstens hier eine erfreuliche Weiterentwicklung. Nach der Wende wurde zwischen Berlin und Falkensee ein Fahrradweg angelegt: Der „Radweg der Sympathie“. Es handelt sich hier um eine wunderbare Verbindung der beiden Städte, wenn auch auf der Berliner bzw. Spandauer Seite etwas in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig.
Also wenigsten hier ist alles in Ordnung? Schön wär‘s. Nördlich des Panzersees, genau auf der Grenze zwischen den beiden Städten, hört der von Falkensee kommende asphaltierte Radweg auf und verliert sich in einem unbefestigten Matschweg. Mit etwas Geschick und eigentlich unnötigem Materialverschleiß erreicht man nach rd. 600 m den Luchweg und kann die Fahrt wieder auf einem ordentlichen Fahrradweg fortsetzen. Ist das normal? Ganz bestimmt nicht.
Es ist ärgerlich, dass solch eine Fahrradweglücke entstanden ist und noch ärgerlicher, dass diese nicht so schnell wie möglich beseitigt wird. Wie schön wäre hier ein ganz „normaler“ Radweg. Und noch schöner wäre eine besondere Gestaltung dieses „Radwegs der Sympathie“ im Zuge der Querung der Hamburger Straße, die sich genau an der hier verlaufenden Stadtgrenze befindet. Kann es ein schöneres verbindendes Symbol geben?
Ziel: Verbesserung der Fahrradwegeverbindungen zwischen Berlin und Falkensee
- Lückenschluss bzw. Ausbau des „Radwegs der Sympathie“ nach aktuellen Standards für Radwege, wie auf der Falkenseer Seite bereits vorhanden.
- Besondere Gestaltung dieses Radwegs im Bereich der Stadtgrenze im Zuge des Ausbaus der Hamburger Straße, wie im Punkt "Straßenverbindungen" erläutert.
Fazit:
Ziel der Normalisierung der Verkehrsinfrastruktur im Bereich der direkt aneinandergrenzenden Städte Berlin und Falkensee ist es, die in der Berliner Region üblichen verkehrlichen Standards auch in diesem bevölkerungsreichen grenznahen städtischen Bereich herzustellen. Dazu sollten folgende grundsätzlichen Kernmaßnahmen durchgeführt werden:
- Bahnverbindungen
- Wiederaufbau der ehemaligen S-Bahnstrecke nach Falkensee
- Verlängerung dieser S-Bahnstrecke um eine Station bis Finkenkrug
- Haltepunkt der Regionalbahn nur noch im Bahnhof Falkensee
- Busnetze
- Sinnvolle Verknüpfung der innerstädtischen Busnetze von Berlin und Falkensee
- Einrichtung einer Busverbindungen auf der Hamburger Straße zur ordnungsgemäßen Anbindung der Siedlung Falkenhöh an die Bahnstation Albrechtshof
- Straßenverbindungen
- Neubau einer nördlich gelegenen Stadtstraße zwischen Berlin und Falkensee zur Entlastung der beiden vorhandenen Straßenverbindungen
- Ausbau und Neugestaltung der Hamburger Straße zur attraktiven Hauptstraße zwischen Falkenhöh und der Bahnstation Albrechtshof
- Fahrradwege
- Lückenschluss des „Radwegs der Sympathie“ als durchgehender asphaltierter Radweg entsprechend aktueller Richtlinien
- Besondere symbolhafte Gestaltung des „Radwegs der Sympathie“ im Bereich der Stadtgrenze auf der Hamburger Straße