Neuordnung Schienenverkehrs in Berlin/ Berliner Innenring
Ausgangslage
Über die Parteien hinweg ist man sich einig, dass der Nahverkehr in Berlin und den umliegenden Teilen Brandenburgs ausgebaut werden soll - nicht zuletzt im Hinblick auf die Klimadebatte. Seit Jahren sind die ausfallenden Hauptachsen, die Berlin und Brandenburg verbinden, überlastet - sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene.
Der Schienenverkehr wurde im Rahmen der Eröffnung des zentralen Hauptbahnhofes in Berlin 2006 zentralisiert und mit dem sog. Pilzkonzept neu geordnet. Die Verkehr konzentriert sich fortan auf die Nord-Süd-Achse (Spandau/Gesundbrunnen - Hbf - Potsdamer Platz - Südkreuz) und die Stadtbahn (Charlottenburg - Zoo - Hbf - Ostbahnhof - Ostkreuz) - und das, obwohl Berlin eher polyzentral geordnet ist und eher dezentral mit verschiedenen Zentren organisiert ist. Bei den Zielvorstellungen des Deutschlandtaktes für diese Region ist auf diesen schon jetzt stark belasteten Strecken ein nahzeu 5-Minuten Takt geplant. Bei Störungen ist das Chaos schon vorprogrammiert, Anpassungen der Fahrpläne kaum möglich.
Ich schlage deshalb eine Abkehr vom "Pilzkonzept" hin zu einem dezentralen Fernverkehrs- und Regionalverkehrskonzept vor.
Maßnahmen (bereits geplant, aber noch nicht umgesetzt) und weitere Maßnahmen, die damit direkt umgesetzt werden könnten
- Zweigleisiger Ausbau und Elektrifizierung des Berliner Innenrings mit mindestens 300m langem Bahnsteig in Berlin Südkreuz, neuem Mittelbahnsteig in Berlin Neukölln und die Errichtung eines Haltepunktes am Bahnhof Landsberger Allee mit einer Nutzlänge von mindestens 160m.
- Neubau eines S-Bahnhofs "Tempelhofer Feld" auf ungefährer Höhe der Schaffhausener Straße, sollte das Tempelhofer Feld (teil-) bebaut werden
- Errichtung von 360m langen Abstellgleisen in Berlin Schöneweide um dort Fernverkehrszüge abstellen und reinigen zu können
- Verlängerung der Regionalbahnlinie RB13 von Spandau weiter über Jungfernheide - Gesundbrunnen - Berlin Lichtenberg oder Berlin Ostkreuz nach Schöneweide
- Wiedererrichtung der Potsdamer Stammbahn entlang der vorhandenen S-Bahn mit Regionalbahnhalt on Zehlendorf und Steglitz und Anschluss an den Innenring
- Errichtung von ROLA-Terminals in Tempelhof und ggf auch an der Frankfurter Allee
- Neubau einer S-Bahn von Grünau über Köpenick(Spindlersfeld), Wuhlheide, Biesdorf-Süd, Märkische Allee, Springpfuhl - Wartenberg - Karower Kreuz paralel zur TVO
- Zweigleisiger Ausbau, mindestens jedoch die Ermöglichung eines 10-Minuten-Taktes auf den Abschnitten S1 Oranienburg-Frohnau, S2 Karow- Bernau, S2 Lichtenrade-Blankenfelde, S25 Hennigsdorf - Schönholz, S5 Hoppegarten -Strausberg(Wiederherstellung der Zustände infolge von Reparationsleistungen/Folgen des Mauerbaus)
- Neubau eines Regionalbahnhofs in Köpenick
- Nutzung von Kapazitäten in Berlin Lichtenberg, Berlin Zoologischer Garten, Berlin Charlottenburg, Berlin-Schöneweide, Berlin Ostbahnhof für den Fernverkehr und Entlastung des Bahnhofs Gesundbrunnens (Abschnitt Gesundbrunnen - Hbf)
- Bahnsteigverlängerungen in Ostkreuz auf Ringebene und Stadtbahn-Ebene von 140m auf 300m (damit auch Fernverkehrszüge dort halten können)
- Errichtung eines Regionalbahnhofs in Berlin-Marzahn, Verlängerung der RB25 bis Tiefensee
- Die im Deutschlandtakt geplante verstärkende Zuggruppe bis Müncheberg der RB26 bis Buckow in der HVZ verlängern, sodass z.B. zwischen 6 und 9 Uhr, sowie 15 und 20 Uhr Buckow die vorhandene Schieneninfrastruktur genutzt werden kann und Buckow wieder einen Anschluss an den öffentlichen Schienenpersonen-Nahverkehr erhält
- Ausbau des Bahnhofs Berlin Spandau um einen weiteren Bahnsteig
- Wiederaufbau der S-Bahn nach Falkensee mit eigenem Gleisbett, 2-gleisig
- Ausbau des Bahnhofs Königs Wusterhausen: Höhenfreie Kreuzung mit der Fernbahn mit der S-Bahn durch den Bau eines neuen Überwerfungsbauwerks (S-Bahn auf das Gleis am Hausbahnsteig leiten, den Inselbahnsteig für den Fern- und Regionalverkehr zu nutzen), südlich des Bahnhofs mindestens 1, besser noch zwei Kehrgleise errichten für die endenden Regionalbahnlinien, sodass Kapazitäten am Bahnsteig auf beiden Gleisen frei werden
Längerfristige und länderübergreifende Maßnahmen
Ferner könnte darüber nachgedacht werden, ob es im Verbundraum Berlin-Brandenburg sinnvoll ist, den öffentlichen Verkehr auf Berlin auszurichten. Denkbar wäre die Reaktivierung der Brandenburgischen Städtebahn (Treuenbrietzen - Belzig - Brandenburg - Rathenow - Neustadt - Neuruppin - Löwenberg - Templin - Eberswalde), im Kontext moderner Technologien wäre ein Betrieb durch batterie-elektrische Fahrzeuge, die an elektrifizierten Bahnhöfen aufgeladen werden können. Dabei sind ggf. Insellösungen zu errichten, d.h. an Kreuzungsbahnhöfen mit längerem Aufenthalt eine Oberleitung zu errichten, die dann aktiviert wird, wenn ein Zug in den Abschnitt einfährt. Diese dezentrale, ringbahnartige Bahnlinie sollte dann mit lokalen Bussen und Kleinbussen, möglicherweise auch autonomen Bussen im ländlichem Raum ergänzt werden, um auch in den peripheren Bereichen eine gute und zukunftsfähige Mobilität zu ermöglichen.
Gleiches könnte auch mit der Bahnstrecke Fürstenwalde - Bad Saarow - Beeskow - Lübben erfolgen, um den ländlichen Raum attraktiver und mobiler aufzustellen. Auch hier sollten insbesondere im Hinblick auf touristische Verkehre (Region Bad Saarow - Spreewald) gute Anschlüsse zu regionalen Buslinien geschaffen werden. Auch die Einbindung regionaler Unternehmen, Wirtschafts- und Tourismusverbünde ist nötig, um die Züge voll zu bekommen und Strecken ausreichend auszulasten.
Finanzierungskonzepte sollten auch auf Bundesebene geklärt werden, da der Nahverkehr größtenteils mit Bundesmitteln und -zuschüssen finanziert wird, die den Ländern zur Verfügung gestellt werden. Denkbar wären eine Art Umweltsteuer, die Einnahmen aus Parkraumbewirtschaftung oder LKW/PKW-Maut oder eine City-Maut (die ich persönlich nicht unterstütze).