Am Niederfeld Lärmreduzierung durch Geschwindigkeits- und Tonnagebeschränkung
mit großem Interesse habe ich den Artikel „Kampfansage an den Lärm“ im Berliner Abendblatt v. 03.08.2019 gelesen.
Insbesondere, weil dort der Verkehr auf der B1 erwähnt wird. Als Anwohner der parallel verlaufenden Straße „Am Niederfeld“, der unmittelbar von diesem Verkehr betroffen ist, bin ich sehr gespannt auf das umfassende Arbeitsprogramm zur Lärmminderung.
Die erste Frage, die ich mir stelle, ist : Wem soll dieses Programm wirklich nutzen? - Imagepflege oder Bürgernutzen?
Ich selbst wohne seit 2012 in der Straße am Niederfeld, davor lebten meine Schwiegereltern lange Zeit in dem Haus. Sowohl mein Schwiegervater, als auch etliche weitere Anwohner haben seit Jahrzehnten versucht, auf die Probleme des zunehmenden Verkehrs hinzuweisen und auch Vorschläge zur Abminderung der stetig ansteigenden Belastung und Gefahren vorgebracht. Alleine in dem Zeitraum, seit dem ich hier wohne, hat sich die Belastung extrem verstärkt. Beim Austausch mit etlichen Nachbarn, auch aus den umliegenden Straßen, wurde mir zwar zugestimmt, aber im gleichen Atemzug auch die Sinnlosigkeit etwaiger Bemühungen dargelegt. Nichts desto Trotz haben meine Frau und ich auf verschiedenen Wegen versucht,etwas zu erreichen, weil die Situation oft unerträglich ist und unsere Lebensqualität stark beeinträchtigt ist.
Die Antworten waren insgesamt tatsächlich niederschmetternd. Da ist die Rede von Netzergänzungsstraße, Beeinträchtigung der Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs, Unfallstatistik...und als Gipfel die Rechtsbehelfsbelehrung, in der darauf hingewiesen wird, dass ein Widerspruch zulässig, ein erfolgloses Widerspruchsverfahren jedoch gebührenpflichtig ist...da gerät mein Demokratieverständinis doch stark ins Wanken...
Die Schreiben wirken wie mit dem „Textbausteinkasten zur Abwehr von Bürgerinteressen“ zusammen gestellt und sind nicht lösungsoroientiert:
Der Bus der Linie 398 (S Bahnhof Mahlsdorf/U Elsterwerdaer Platz) verkehrt
Montags bis Freitags von 05:09 Uhr - 19:55 Uhr
Samstag von 09:58 Uhr - 17:58 Uhr
Sonntags - kein Betrieb
und ob man eine Ausweitung der 30er Zone von 200 m auf 800 m tatsächlich in messbare Minuten oder doch nur Sekunden umwandeln kann, sei erst einmal dahin gestellt. Aber auch da gibt es ganz andere Faktoren, die den öffentlichen Nahverkehr unattraktiv machen.
Eine positive Unfallstatistik ist zwar auch schön zu lesen, hat jedoch nichts mit der Belastung durch Lärm oder Abgase zu tun.
Zur Gesamtbelastung tragen außerdem noch
- die Auslegung des Flächennutzungsplanes:
-die Ansiedlung der Entsorgungs- u. Containerfirma sehe ich im Zusammenhang mit der Zuordnung als gemischte Baufläche insgesamt problematisch. Neben der Umweltbelastung durch z.B. Staub, bei dem der Schadstoffanteil ungewiss ist, kommt es insbesondere zu Lärmbelästigung von den frühen Morgenstunden bis Abends durch abfahrende- u. ankommende Lkw, die mit nicht angepasster Geschwindigkeit über unebene Betonplatten fahren. Es finden Bewegungen von großen Containern zur Mülltrennung statt, ohne dass geeignete Maschinen dafür eingesetzt werden. Die Container werden mit einem Bagger über den Beton geschoben und gezogen. Außerdem wird ein Großteil des Mülls mit Hilfe dieses Baggers sortiert, was auch zu einer dauerhaften Lärmbelästigung führt.
- die Verkehrslenkung im näheren bis mittlerem Umfeld:
- Durch hohes Verkehrsaufkommen und Ampeln kommt es auf der B1/B5 täglich Stadtein- u. auswärts zu Staus. Das Gebiet südlich der B1 ist geprägt durch 30er Zonen. Aus Richtung Köpenick und Spindlersfeld bieten sich so die Köpenicker Str. und Chemnitzer Straße, dann weiterführend Am Niederfeld als „Autobahn“ für die Pendler an. Zusätzlich wird dann noch mit überhöhter Geschwindigkeit natürlich auch durch die 30er Zone abgekürzt.
- die mangelnden Geschwindigkeitskontrollen:
-Kontrollen finden in der 30er Zonen „Am Niederfeld“ , „Windhorststr.“, „Achardstr.“ etc. nicht statt. Das hat sich natürlich rumgesprochen. Insbesondere „Am Niederfeld“ wird die Begrenzung konsequent missachtet, (u.a. häufig Lkw der Firma Alba) bzw. Verkehrsteilnehmer, die sich daran halten, werden angehupt und mit hoher Geschwindigkeit überholt.
- und nicht zuletzt auch die bauliche Situation der Straße „Am Niederfeld“ bei.
- es fehlt z.B. eine Fahrbahnmarkierung. Dadurch kommt es zu Fehleinschätzungen der Strassenbereite ( häufig abgefahrene Spiegel an parkenden Fahrzeugen) und der Geschwindigkeit. Begünstigt wird diese optische Weite durch ein einseitiges, absolutes Halteverbot. So bietet sich dem gestresstem Pendler nach dem quälende Stadtverkehr dann das Gefühl, jetzt endlich Gas geben und verlorene Zeit wieder aufholen zu können.
Offenbar spielt die seit Jahren von den Anwohnern geforderte Geschwindigkeitsbegrenzung auch im Mai 2019 ( Artikel „Die Hellersdorfer - Am Niederfeld: Senat hält an Tempo 50 fest“) noch immer keine Rolle.
Wenn allerdings in dem Artikel „Kampfansage an den Lärm - Berliner Abendblatt 03.08.2019“ Überlegungen angestellt werden, die B1 zu einer 30er Zone zu machen, dann besteht aus meiner Sicht eine so hohe Gefahr, dass sich die Situation auf der Umgehungsrennstrecke „Am Niederfeld“ so drastisch verschlechtert, dass aus „gesundheitsgefährdend“ ein „unzumutbar“ wird.