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Eine große Chance für einen nachhaltigen Stadtumbau

Sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst möchte ich mich herzlich bedanken, dass es mittlerweile dieses Online-Portal zur aktiven Beteiligung der Berliner Bevölkerung gibt und die Stellungnahmen im weiteren Planungsprozess offensichtlich umfangreich geprüft und berücksichtigt werden.

Ich habe an der öffentlichen Veranstaltung zur Vorstellung der neuen Tramstrecke teilgenommen und möchte zunächst ein großes Lob aussprechen. Mit der „gestaltungsorientierten Variante“ (eine Fahrspur pro Richtung) haben die Planer den Mut bewiesen, die Leipziger Straße radikaler zu denken und ich persönlich hoffe sehr, dass diese Variante nun in den Mittelpunkt der weiteren Planung rücken wird.

 

Zunächst ist hierbei zu betonen, welche positiven Auswirkungen die Bereitstellung der neuen Tramstrecke und die damit verbundenen Umbauten mit sich bringen werden.

Die Leipziger Straße ist aktuell eine laute, dreckige und unattraktive Straße im Zentrum der Stadt, die fast ausschließlich dem motorisierten Durchgangsverkehr dient. Als Fußgänger meidet man diese Straße, als Radfahrer ist man gut bedient, Alternativrouten zu nehmen. Eine positive Veränderung ist hierbei nur dadurch zu erreichen, den erwähnten Durchgangsverkehr stark zu reduzieren. Die neue Tramstrecke ist hierbei eine gute Lösung, eine Alternative zu schaffen und gleichzeitig den Verkehr einzudämmen und zu entschleunigen. Sie ergänzt das innerstädtische Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln, das bereits jetzt schon gut ausgebaut ist und demnächst mit der neuen U5 weiter verbessert wird. Mit dem Umbau der Straße kann und muss ein deutliches Zeichen gesetzt werden, dass eine nachhaltige Stadtplanung nicht so wie bisher umgesetzt werden kann. Dementsprechend ist auch die „bestandsorientierte Variante“ (zwei Fahrspuren pro Richtung) keine hinnehmbare Alternative, da hierbei der Straßenraum nicht an Qualität gewinnen kann. Diese Qualität sollte man aber durch kluge Konzepte erschaffen.

 

Ich plädiere also ganz eindeutig für die „gestaltungsorientiere Variante“, die auch in der Vorstellung gefühlt deutlich mehr Befürworter hatte. Diese Variante bedeutet ein immenses Plus an Lebensqualität für die Bewohner, ein Plus an Aufenthaltsqualität für die Besucher und ein deutliches Plus an Sicherheit für Fußgänger und insbesondere Fahrradfahrer, die dank unseres neuen Mobilitätsgesetzes zu Recht wesentlich mehr Raum in der Leipziger Straße erhalten müssen als es jetzt der Fall ist.

Auch hierbei muss gesagt werden, dass die „gestaltungsorientierte Variante“ klare Vorteile bietet. In der Planung sollen die Radwege 2,85m Breite erhalten. Hierbei sind jedoch noch keine Sicherheitsabstände zu Autos und Tram berücksichtigt worden, die somit noch abgezogen werden müssten. Bei der „bestandsorientierten Variante“ sind es dagegen sogar nur Breiten von 2,10m (ebenfalls ohne Sicherheitsabstände). Diese deutlich zu schmale Planung kann nicht im Sinne einer sicheren und nachhaltigen Entwicklung erfolgen, bei der man von einem weiteren starken Anstieg von Nutzern mit Fahrrädern, Lastenrädern und Elektrorollern ausgehen muss.

 

Einen großen Nachteil haben jedoch beide Varianten im Bereich der zukünftigen Haltestellen. Dort wird es definitiv zu Konflikten zwischen Fahrgästen und Radfahrern kommen. Es ist leider nicht nachzuvollziehen, warum man einen Komplettumbau der Straße initiiert, von dem vor allem ÖPNV-Nutzer und Radfahrer umfangreich profitieren sollen, wenn beide Gruppen sich letztlich an allen Haltestellen gegenseitig gefährden. Macht dieser Umstand die Grundidee der Planung nicht unglaubwürdig?

Die Lösung wäre so einfach und ist auch bereits in Ansätzen vorgestellt worden. In der Variante mit zwei Fahrspuren pro Richtung hat man gänzlich auf Linksabbiegerspuren verzichtet. Diese Idee ist zielführend und muss einfach auf die „gestaltungsorientierte Variante“ mit einer Fahrspur pro Richtung übertragen werden. Auf diese Weise können anstelle der Linksabbiegerspuren die Haltestellen in den Mittelbereich verlegt werden (sog. Insellösung). Auf diese Weise wären alle Gefahren beseitigt und der Ost-West-Verkehr könnte zügiger ablaufen, da an den Kreuzungen der Linksabbiegeverkehr in Gänze entfiele.

 

Zuletzt möchte ich noch erwähnen, dass man das Konzept, wie es dann im engen Abschnitt der Leipziger Straße umgesetzt werden soll, leicht auf den östlichen Bereich bis zum Spittelmarkt übertragen könnte, um auch dort eine deutliche Aufwertung der öffentlichen Räume zu erreichen.

Dieses Projekt wird im direkten Zentrum Berlins die entscheidenden Weichen stellen, wenn es um die Frage geht, wie wir in Zukunft Stadträume lebenswert gestalten wollen. Denn man darf nicht unterschätzen, welche immensen Auswirkungen dieses Vorhaben auf den gesamten Stadtbereich haben wird. Es werden in meinen Augen durchweg positive Auswirkungen sein. Ich plädiere daher eindeutig für die Planung, welche den MIV am stärksten beschränken wird. Denn letztlich liegt hier ja auch der Sinn der neuen Tramstrecke.

 

Mit freundlichen Grüßen

Florian Roloff

RianMa erstellt am
Referenznr.: 2019-04575

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