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Minimum 10 Jahre Bauhorror

Vorweg: eine Verbesserung der ÖPNV Verbindung zwischen Kreuzberg und Friedrichshain ist absolut begrüßenswert. Spree und Eisenbahn bilden irgendwie immer noch eine unsichtbare Grenze zwischen den Stadtteilen, es ist immer etwas kompliziert von A nach B zu kommen. Die Tramverbindung bringt die Bezirke näher und eröffnet neue Möglichkeiten für Bewohner beider Stadtteile. 

Schaut man auf die Karte scheint die Variante 4 durch die Falckensteinkarte die sinnvollste zu sein: Eine schnelle, gerade, umstiegsfreie Verbindung vom Herrmannplatz nach Friedrichshain, toll. Das hier schon viel beschworene "Partypublikum" halte ich für das geringste Problem. Ich weiß wie es an den U-Bahn Stationen Kottbusser Tor und Görlitzer Park Freitags oder Samstags nachts um 1:00 Uhr aussieht: Züge und Bahnsteige sind proppenvoll, die M10 würde sich m.E. eher entlastend auf die U-Bahn 1 auswirken. 

Der Preis dafür wäre aber hoch: Es ist nicht nur eine Schiene die dann durch den Park verläuft, die M10 wird den Charakter des gesamten Gebietes nachhaltig verändern. Für Anwohner der Falckenstein/Pannier/Glogauerstraße ist es der blanke Horror wenn durch diese schmalen Straßen eine Bahn durchgeschlagen wird. Rumpeln der Bahn, elektrische Geräusche beim Bremsen und Beschleunigen und natürlich Lärmbelastung an den Haltestellen sind zu erwarten, ich weiß nicht woher hier der Optimismus kommt, eine Straßenbahn mache keinen nennenswerten Lärm. 

In dieser Variante müsste außerdem das gesamte Verkehrskonzept des Wrangelkiezes überarbeitet werden. Autofrei in der Falckensteinstraße, Schließung der Wrangelstrasse für den Durchgangsverkehr usw., die hier geäußerte Idee den Park gleich um die Görlitzer Straße zu erweitern gefiel mir dabei besonders gut.

Das Geschubse auf der Pannierstraße mit Fahrad/Auto/Tram/Bus wird auch nicht besser, auch dafür braucht es neue Ideen. BTW: Die M29 könnte dann an der Ecke Reichenberger/Glogauer enden und muß gar nicht mehr zum Herrmannplatz, da fährt ja dann die Tram. 

Meine bevorzugte Variante enthält die Anbindung der S-Bahn Treptower Park, die bisher nicht gut angeschlossen ist. 

Variante 5 halte ich für völlig ungeeignet, nicht nur weil ich da wohne und keine Tram vor meinem Fenster in der Taborstraße haben will. Dann könnte man die Bahn doch viel besser durch die Bouchestraße leiten. Die ist im ersten Teil noch eng, ab Harzer Straße und im weiteren Verlauf der Elbestraße bis zur Sonnenallee jedoch breit angelegt und könnte problemlos parallele Schienen aufnehmen. Brücken müssen doch sowieso neu gebaut werden, dort blockiert ein Brückenbau zumindest keine Durchgangsstraße. 

Bei aller Freude über bessere Verkehrsverbindungen läuft mir der kalte Schweiß herunter, wenn ich an den damit verbundenen Bauhorror denke. 

Wie nun klar ist muss die Elsenbrücke komplett neu gebaut werden, Planung der Fertigstellung: 2028. Damit scheidet diese Verbindung schon mal aus. Ob die Oberbaumbrücke überhaupt noch geeignet ist eine Straßenbahn aufzunehmen wurde schon von offizieller Seite bezweifelt, auch wenn die Schienen dort schon liegen. 

Das Gewühle, Sperrungen, Lärm, Umleitungen, Staus und die unweigerlich auftretenden Verzögerungen (es glaubt doch hier keiner im Ernst, dass das Projekt im Planungsrahmen fertig wird) werden die Anlieger in den Wahnsinn treiben. Ich habe keine Hoffnung, dass das Projekt vor 2030 fertig ist. Die Kreuzung Schlesische/Köpenicker/Skalitzer ist jetzt schon völlig überlastet, u.a. wegen der maroden Elsenbrücke. Füge noch den bald fließenden Verkehr von der A100 und eine Baustelle hinzu und der Infarkt in der ganzen Umgebung ist komplett. 

Oder folgendes: Die Taborstraße wurde in den vergangenen 8 Jahren mindestens 4 Mal aufgerissen: Fernwärme, Regenwasserkaverne, Strom, Abwasserkanal...  Ich glaube nicht, dass man da einfach eine Straßenbahn draufsetzen kann ohne über "überraschende Probleme" zu stolpern, die eine Fertigstellung schnell mal um Monate nach hinten wirft. 

Max 2 Jahre Bauzeit sollten für die paar Kilometer Straßenbahn völlig ausreichend sein, allein ich glaube nicht daran 

 

 

HenningH erstellt am
Referenznr.: 2018-03832

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