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Planlos

Ich dachte, Bürgerbeteiligung heißt, nicht nur über das „Wie“, sondern zuvor auch über das „Ob“ mit zu diskutieren. Soweit geht direkte Demokratie dann doch nicht. Aussprechen kann ich mich jetzt noch für Pest oder Cholera. Ich bin wirklich sprachlos, dass ernsthaft in Erwägung gezogen wird, dass eine Tram-Linie mit extrem hoher Fahrfrequenz 24/7 durch den engen und dicht bewohnten Wrangel-Kiez, dem einzigen Park der Gegend und anschließend durch die ebenso engen Kiezstrassen Neuköllns bimmeln soll. Nicht ohne Grund wurden viele Straßen wie die Lübbener Str., die Oppelner Str. etc. verkehrsberuhigt. Dass irgendjemand vom Auto auf die Tram umsteigt, glaubt nicht mal der Senat. Schon jetzt ist das gesamte Gebiet extrem durch Party-Tourismus belastet. Die sog. Party-Tram wird ihr Übriges tun, um zusätzliche Partypeople in beide Richtungen durch den Kiez zu schleusen. Sich von der Durchquerung des Görlitzer Parks mehr Sicherheit im Kampf gegen Drogen und Kriminalität zu erhoffen, ist in der ganzen Debatte das absurdeste Argument. Statt den Park wieder zu einem attraktiven und entspannten Ort für alle zu machen, diskutiert man, welche Wiese sich am besten von der Tram durchkreuzen ließe. Zurück bliebe ein durch permanente Tram-Durchfahrt irreparabel durchschnittener und atmosphärisch schwer beschädigter Park, der in Teilen dann nur noch Transit-Raum für die Trambahn ist. Es ist erschütternd zu sehen, mit wie wenig Gespür und Sensibilität für Bewohner*innen und gewachsene Strukturen hier am Reißbrett geplant wird. Ich hoffe, dass sich erheblicher Widerstand formieren wird.

Hans Kittel bearbeitet am
Referenznr.: 2018-03642

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