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high line

Lassen wir doch bitte diese Brücke und die Rampen stehen, solange es statisch noch vertretbar ist und die Unterhaltungskosten nicht ins unverantwortliche steigen!

Sie für den motorisierten Verkehr zu sperren ist ja ganz sinnvoll, aber muss man sie deshalb gleich abreißen? Sie könnte doch durchaus noch für etliche Jahre dienen als eine Art high line für Biker, Skater, Jogger, Sportler oder einfach für alle möglichen Freizeitaktivitäten und romantische Mußestunden - hoch aufgeständert weit oberhalb des lärmenden Autoverkehrs. Beispiele in vielen Großstädten der Welt gibt es zur Genüge zwischen New York und Paris, ohne sie jetzt aufzählen zu müssen. Und einen Hauch juveniler Urbanität würde auch dem beschaulichen Steglitz nicht unbedingt zum Schaden gereichen...

Die gartendenkmalpflegerische Rekonstruktion der ursprünglichen Anlage von Georg Kuphaldt wäre natürlich denkbar, man sollte aber bedenken, dass sich das Umfeld sehr verändert hat seit der Kaiserzeit. Zumal sich im Norden des Platzes mit der Autobahnüberbauung, dem Landesamt und den Max Planck Instituten die größte und bedeutendste Ballung neobrutalistischer Bauten entwickelt hat - zumindest in West-Berlin. Allesamt unter Denkmalschutz! 

Und da passen diese Rampen doch vorzüglich herein, ja ich möchte fast behaupten, dort mit Gewalt ein kaiserzeitliches Schmuckgrün zu reinstallieren wäre geradezu geschmäcklerisch, ja kitschig.

Abgesehen von der vertanen Chancen, die Flächen auf der Brücke für moderne Freizeitaktivitäten kostengünstig zu erschließen und die Restflächen unter der Brücke für Funktionen, die vielleicht nicht schön sind, aber durchaus sinnvoll und notwendig für den Betrieb einer modernen Stadt... Und dann sollte man bitte beachten, dass es nicht damit getan ist, die Flächen auf dem Plan grün anzumalen, das ganze muss dann auch realisiert werden! Das heißt: Es wird laut, sehr laut, es wird staubig und schmutzig und das für etliche Jahre - und es wird sehr, sehr teuer. Das Geld, dass hier verbrannt zu werden droht, ist eigentlich nicht vorhanden, wenn man sich den allgemeinen Zustand der Infrastruktur und der Grünanlagen - auch in Steglitz ansieht.

Mit einem Bruchteil des Geldes ließen sich die vom Autoverkehr abgekoppelten Reste der Brücke dagegen vorzüglich nutzbar machen mithilfe des geschickten Einsatzes smarter leichter Materialien zur Sicherung und Erschließung der Konstruktion. Und dazu gehört dann eine gehörige Prise sozialer Phantasie.

Dort anzusetzten mit einem Ideenwettbewerb und einer konkreten Beteiligung der Öffentlichkeit wäre sicherlich interessanter als sich den Wiederaubau einer wilhelminischen  Schmuckplatzes bestätigen zu lassen.

Quambusch erstellt am
Referenznr.: 2021-09593

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