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Vernetzung der Akteure von internationalem Jugendaustausch und non-formaler Bildung in Berlin und Brandenburg

Weltoffenheit, internationale Vernetzung und Zusammenarbeit mit Polen

Viele Vereine und Begegnungsstätten in Berlin und in Brandenburg sind aktiv im europäischen und internationalen Jugendaustausch, z.B. mit dem direkten Nachbarn Polen. Jeweils in ihrem Bundesland sind sie vernetzt, u.a. durch Unterstützung der Landesministerien, nicht jedoch in der gemeinsamen Großregion Berlin-Brandenburg. das führt zu getrennten Austauschbeziehungen der internationalen Metropole Berlins bzw. des ländlichen Raums Brandenburg mit Polen oder anderen Ländern. Für Partner und potentielle Teilnehmende am internationalen Jugendaustausch ist jedoch die Gesamtregion Berlin-Brandenburg attraktiv.

Berlin und Brandenburg sollten hier Synergien schaffen und die Zusammenarbeit der Organisationen in beiden Ländern intensivieren. Einerseits wird so den Bedürfnissen von Jugendlichen aus Berlin, Brandenburg und dem Ausland, aber auch der oft spezialisierten Fachkräfte eingegangen. Andererseits können damit die meist begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen wirksamer eingesetzt werden, um mit internationalen Partnern zu kooperieren.

Die meisten der Organisationen im Bereich Jugendaustausch und -bildung arbeiten mit Methoden des non-formalen Lernens. Sie werden zu einem großen Teil aus öffentlichen Mitteln finanziert. Daher bieten sich fachlich-methodische Austausche sowie die Harmonisierung jugendpolitischer Rahmenbedingungen an.

Mögliche Maßnahmen wären z.B.

  • Etablierung regelmäßiger Fachaustausche zwischen Berliner und Brandenburger Organisationen,
  • reguläre Einbindung der zuständigen Ministerien und Behörden (Jugend, Bildung, Europa und Soziales, Zusammenarbeit mit Polen) in diesen Austausch
  • Wissenstransfer und ggf. Abstimmung der Behörden für Jugend, Bildung, Europa und Soziales von Berlin und Brandenburg bei der Förderung und Unterstützung zivilgesellschaftlicher Akteure im internationalen Jugendaustausch

Ein Beispiel kann die Zusammenarbeit zwischen der Kreisau-Initiative e.V. in Berlin und der Begegnungsstätte Schloss Trebnitz in Müncheberg sein:

Der Berliner Verein engagiert sich seit über 30 Jahren für deutsch-polnische Verständigung und entwickelt von Berlin aus Projekte und -formate des deutsch-polnischen Jugendaustausches (i.d.R. in der non-formalen Bildung), die mangels Veranstaltungsräumen meist außerhalb Berlins umgesetzt werden, oft im polnischen Krzyżowa/Kreisau. Gerade im Bereich inklusiver Jugendaustausch hat sich der Verein inzwischen Fachkompetenz von bundesweiter Bedeutung erarbeitet.

Die Begegnungsstätte Schloss Trebnitz, gleichzeitig Partnerschaftsbeauftragter des Landes Brandenburg für Wielkopolskie/Großpolen, verortet im ländlichen Raum zwischen Berlin und der polnischen Grenze, ist seinerseits ein wichtiger Akteur der deutsch-polnischen Zusammenarbeit im Bereich Bildung und Zivilgesellschaft und attraktiver Ort u.a. für Jugendbegegnungen. Die Begegnungsstätte hat u.a. verschiedene Veranstaltungsformate etabliert, um Jugendarbeit, Zivilgesellschaft und ehrenamtliches Engagement im ländlichen Raum zu stärken. Auch hier spielt Inklusion eine wichtige Rolle.

Beide Organisationen ergänzen einander in der regelmäßigen Zusammenarbeit:

Außerhalb von deutsch-polnischen Jugendbegegnungen geschieht das z.B. beim Projekt 360° Deutschland – vielfältig, demokratisch, engagiert, das die Beteiligung junger Menschen am politischen Leben in Berlin und Brandenburg fördert: Jugendliche und junge Erwachsene aus Berlin und Brandenburg erlernen Methoden und Ansätze für die Bearbeitung von gesellschaftlichen Konflikten und zur Stärkung der Demokratie. Im Laufe des Projekts entwickeln die Teilnehmenden durch die Trainingsmodule Haltungen und Handlungsoptionen für mehr Demokratie, gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, um sich und Gleichaltrige zu stärken. Sie konzipieren realisierbare Projekte, die ihre demokratische Haltung sichtbar machen und Lösungen für Probleme in ihren Gemeinschaften schaffen, und setzen diese um. So werden sie zu lokalen Mitgestalter*innen.

Aktuell konzentriert sich 360° Deutschland auf den Ausbau eines Netzwerks der Jugendarbeit in Brandenburg und kooperiert dabei direkt mit Jugendclubs und anderen Jugendorganisationen. Damit das aktuell privat finanzierte Projekt längerfristig wirksam werden kann, ist die Einbindung solcher Netzwerkaktivitäten in der Jugendpolitik beider Bundesländer notwendig.

Ein weiteres erfolgreiches Beispiel der Kooperation ist Local in Global: Themen der Nachhaltigkeit werden durch Netzwerke der beiden Organisationen sowohl mit dem Fokus auf die Metropole wie den ländlichen Raum fundiert bearbeitet und vor Ort mit passenden Partnern verbunden. Das stärkt die Fachlichkeit der Projekte und verhindert, dass oft wohlmeinende Vorhaben Berliner Akteure aufgrund von nicht vorhandenen Netzwerken und Kenntnissen des ländlichen Raums Brandenburgs zu Misserfolgen oder gar Entfremdungsfrustrationen zwischen Berlin und Brandenburg führen.

  • Unsere Kooperation soll Anregung für andere Akteure aus Berlin und Brandenburg sein, enger zusammenzuarbeiten und bei ihren Aktivitäten auf einen Austausch zwischen beiden Bundesländern hinzuwirken. Gern geben wir unsere Erfahrungen weiter.

Im Rahmen des Strategischen Gesamthandlungsrahmens erscheint es sinnvoll, die Themen und Arbeitsbereiche bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen durch die Ministerien und Behörden beider Länder zu berücksichtigen, Maßnahmen vorzusehen und gezielte Unterstützungsangebote für zivilgesellschaftliche Akteure zu entwickeln. Denn damit Berlin und Brandenburg gemeinsam den Herausforderungen im Herzen Europas entsprechen können, ist die regionale und internationale Zusammenarbeit gerade im Bereich der Jugendpolitik und des zivilgesellschaftlichen Engagements dringend erforderlich. Bislang spielen Jugend und der internationale Jugendaustausch keine wahrnehmbare Rolle.

Doch nur so kann die Vertiefung der Europäischen Integration vorankommen. Polen als direkter Nachbar spielt dabei eine besondere Rolle und der Kraft der persönlichen Begegnung, dem Austausch gerade junger Menschen von beiderseits der Oder, kommt eine herausragende Bedeutung zu.

BerndBoettcherKreisau bearbeitet am
Referenznr.: 2021-09385

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